Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

in Urfahr der fünfte oberösterreichische Volksbildungstag abgehalten. In Ver¬ 
bindung hiemit war eine Kaiserfeier geplant. Da nach dem Wunsche des Monarchen 
aber anläßlich des Regierungsjubiläums alle Festlichkeiten unterbleiben und nur 
Akte der Wohltätigkeit geübt werden sollten, so mußte sich der Ausschuß auch 
diesem Wunsche fügen und jede Festlichkeit unterlassen. Was nun den Wohl¬ 
tätigkeitsakt anbelangt, so glaubte der Verein einen solchen am besten dadurch zu 
üben, daß er am selben Tage in Urfahr eine Volksbücherei errichtete. Herr Lehrer 
A. Bittinger hielt hiebei einen gediegenen Vortrag über „Wie kann die Lehrer¬ 
schaft Oberösterreichs die allgemeine Volkserziehung in ihrem ganzen Umfange 
pflegen?". 
1889 hatte der Verein die große Freude, an Allerhöchster Stelle neuerlich 
für sein Wirken Würdigung zu finden, indem Seine Majestät der Kaiser dem Verein 
100 fl. als Spende zukommen ließ. 
Der Ausschuß hatte richtig erkannt, daß auch auf die bäuerliche Bevölkerung 
sich seine Aufgabe erstrecken müsse, nicht allein aber dadurch, daß dieser Unterhaltungs¬ 
und belehrender Lesestoff geboten werde, sondern daß gerade die Abhaltung land¬ 
wirtschaftlicher Vorträge seine Aufgabe am besten fördern müßte. Außerstande, 
dies allein zu tun, hatte der Verein sich um Unterstützung an den oberösterreichischen 
Landeskulturrat gewendet und die Genugtuung erfahren, diese zu finden. Dies 
kam in einer Zuschrift zum Ausdrucke, die wir ihren Hauptpunkten nach wiedergeben: 
An den löblichen Oberösterreichischen Volksbildnngsverein in Linz! 
Aus der geschätzten Zuschrift vom 10. Mai l. I. hat der Landeskulturrat mit großer 
Befriedigung entnommen, daß der löbliche Oberösterreichische Volksbildungsverein auch 
der Landwirtschaft Oberösterreichs seine Fürsorge zuwendet und in der Abhaltung land¬ 
wirtschaftlicher Vorträge übereinstimmend mit dem Landeskulturrate das geeignetste Mittel 
zur Verbreitung und Erweiterung von Fachkenntnissen und zur Förderung der Berufs¬ 
bildung erblickt, sowie daß behufs einer einheitlichen Gestaltung dieser Form der Be¬ 
lehrung die Bestellung eigener landwirtschaftlicher Wanderlehrer für Oberösterreich als 
sehr empfehlenswert und nötig und schließlich ein diesbezüglicher Antrag des fünften 
allgemeinen oberösterreichischen Volksbildungstages mit der Bitte um wohlwollende 
Prüfung und Berücksichtigung desselben dem Landeskulturrate empfohlen wird. Der 
ständige Ausschuß des Landeskulturrates hat in seiner Sitzung vom 22. Mai l. I. den 
Antrag des Oberösterreichischen Volksbildungsvereines in Beratung gezogen und dies¬ 
bezüglich beschlossen: 
1. beim hohen k. k. Ackerbau-Ministerium wegen Bestellung eigener landwirtschaftlicher 
Wanderlehrer neuerlich einzuschreiten; 
2. weil jedoch die Bestellung solcher Wanderlehrer nicht sofort erfolgen kann und 
voraussichtlich in allernächster Zeit auch nicht erfolgen wird, vom hohen k. k. Ackerbau- 
Ministerium bis dahin die Zuweisung eines entsprechenden Betrages für die Ab¬ 
haltung einer größeren Anzahl landwirtschaftlicher Wandervorträge zu erwirken; 
3. den löblichen Oberösterreichischen Volksbildungsverein von den bereits auf dem Ge¬ 
biete des landwirtschaftlichen Wanderunterrichtes getroffenen Maßnahmen des Landes- 
kulturrates in Kenntnis zu setzen mit dem Beifügen, daß die Bitte des löblichen 
Vereines in betreff Bestellung eigener landwirtschaftlicher Wanderlehrer für Ober- 
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