Volltext: Dordrecht [1/2]

man sich über den doch so echt holländischen Charakter dieses kleinen Bau 
werks wundern, das uns wie so viele andere Denkmäler dieser Zeit — z. B. 
wie die romanisierende Malerei — beweist, wie schwierig, ja wie un 
möglich es ist, daß ein Künstler, der auch die denkbar stärkste Beein 
flussung von außen erfährt, seine persönliche Veranlagung verleugnen 
könnte. Die eingeklemmten Medaillons, die zusammengerückten Löwen- 
köpse, vor allem die Linienführung in: Pilasterornament geben dem Ganzen 
etwas Gemütlich-Intimes, das der italienischen Renaissance fremd war. 
Gehen wir jetzt die Voorstraat zu Ende bis zur Merwedekade und diese 
nach links bis zur Groothoofdspoort (Taf. 11). In dem Tordurchgang finden 
wir noch das alte spätgotische Netzgewölbe aus denr 16. Jahrhundert. 
Das alte gotische Tor hat erst 1618 seine jetzige Gestalt erhalten. Lendrik 
de Keyzer wurde berufen, das Lafentor nach seinem Plan auszubauen. 
Die Stadlfront, unten gequadert, oben mit toskanischer Pilasterstellung 
und der brutalen Imperatorenbüste über der halbkreisförmigen Türöffnung 
hat den ernsten Charakter der niederländischen Lochrenaiffance. Merk 
würdiger ist die aus Backstein mit Lausteinteilen kombinierte Lasenfassade 
(Tafel 12). Liber den beiden Fenstern liegt ein schweres Gebälk, durch 
große abgewandte Köpfe wie mitAkroterien geschmückt und durch Wappen- 
medaillons mit der Rahmung der darüberstehenden kleineren Fenster ver 
bunden. Wer dem Toreingang ist ein Relief, die holländische Städtemagd 
in ihrem Zaun, in schwerem, wappengeschmücktem Rahmen von einem ge 
sprengten Giebel geschloffen; über seine Schrägbalken schreiten bedächtig 
zwei Löwen hinunter. Zwischen den Löwen steht auch hier eine Impera 
torenbüste, der bärtige Antoninus Pius, der mit Nero auf der anderen 
Seite in Beziehung zur Gründungslegende Dordrechts gebracht wird. 
Den beiden Koloffalköpfen verdankt das Tor seinen populären Namen. 
Das Relief ist eine Arbeit der Dordrechter Bildhauer Amilius und 
Samuel Luppe. Der Turm mit der Kuppel wurde erst im Jahre 1690 
vollendet und auch die an der Läfenseite vorgebaute Arkade zeigt Formen 
dieser späteren Bauzeit, während die Türleibung sogar erst Formen der 
Mitte des 18. Jahrhunderts aufweist. Die früher in den Nischen an der 
Läfenseite stehenden Figuren der Pallas und des Mars sind längst 
verschwunden. Gegenüber der zarten, feineren, fast herben Ornamentik
	        
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