Volltext: Rückblick auf die Wirkungen des ersten Kriegsjahres in der Landeshauptstadt Linz

8 
Urfahr zu erzwingen, woselbst — wegen des Mangels an Tierärzten im 
Lande — allein die Transportbescheinigungen ausgestellt werden sollten. 
Auch die Forderung nach Höchstpreisen stellten wir auf, und zwar für Vieh 
und Fleisch, wobei insbesondere daran gedacht wurde, auch die ungarische 
Regierung zu bewegen, ähnliche Maßnahmen gegen die Vieh- und Fleisch- 
teuerung zu treffen. Leider fanden diese Forderungen wenig oder gar kein 
Gehör. Wenn die Regierung hinsichtlich der Brot- und Mehlversorgung 
in richtiger Weise die letzten Konsequenzen gezogen hat, so zögert sie noch 
immer, dies hinsichtlich der Fleischversorgung zu tun. Dadurch besteht 
die Gefahr, daß die noch immer anhaltende preistreibende Bewegung auf 
den Vieh- und Fleischmärkten nicht zu Ende kommt und den Fleischgenuß 
infolge der hohen Preise für immer weitere Bevölkerungskreise unerschwing- 
lich macht. Es ist aber selbstverständlich, daß. auch die Höchstpreisbestim- 
mung nur dann den Zweck, weiteren Preissteigerungen für Vieh und 
Fleisch einen Riegel vorzuschieben und vielleicht doch eine Ermäßigung 
der Verkaufspreise in absehbarer Zeit herbeizuführen, erreichen wird, 
wenn die Besitzer der Ware durch ausdrückliche Bestimmungen gezwungen 
werden, sie zum Höchstpreise auch abzugeben. Eine Ermäßigung der Vieh- 
preise wäre auch vom Standpunkte unserer Landwirte zu begrüßen, weil 
dadurch der Anreiz zum unvernünftigen Abverkauf beseitigt würde, ein 
Umstand, der nicht bloß der Allgemeinheit, sondern auch dem betreffenden 
Bauer später zum Schaden gereicht, weil dieser sich dann zu noch höherem 
Preise die Nachzucht schaffen muß. Wir haben uns in Linz schließlich 
halbweg? dadurch geholfen, in diesen außerordentlich unerquicklichen Ver- 
Hältnissen etwas Wandel zu schaffen, daß wir seit Mai ununterbrochen 
ausländisches Fleisch bezogen. Wir haben bisher 28 Waggons mit 
einem Gesamtgewichte von 97.000% eingeführt und hiedurch der Be¬ 
völkerung den Einkauf von gutem, gesundem Rindfleisch um 3 K 60 h 
für Vorderes und um 4 K 10 h für Hinteres per Kilogramm ermöglicht. 
Hiedurch erreichten wir einen kleinen Preisrückgang der Viehpreise in 
den Monaten Juni und Juli, indem der Preis für Ochsen von 270 X, für 
Stiere von 224 K und für Kühe von 210 X im Mai auf 250 K be¬ 
ziehungsweise 210 K beziehungsweise 200 K zurückging. Für die Lie- 
feruug des ausländischen Fleisches haben wir eine sehr solide Firma ge- 
fnnden, welche aber leider infolge der stets steigenden Nachfrage auch sehr 
bald mit dem Preise etwas in die Höhe gehen mußte. Um nicht auf diese 
eine Firma allein angewiesen zu sein, wurde durch zwei nach Berlin ent- 
sandte Mitglieder des Gemeinderates, die Herren Vizebürgermeister 
Sadleder und Gemeinderat Vogl-Maurer, eine zweite Verbindung an- 
gebahnt, welche den Vorteil hatte, daß das Fleisch etwas billiger beschafft 
werden konnte. Leider ging aber auch diese Firma nach einigen Wochen 
infolge der allgemein steigenden Tendenz der Preise mit einer Erhöhung 
vor. Die Stadtgemeinde muß daher das ausländische Rindfleisch schon 
seit längerer Zeit nicht unwesentlich teuerer bezahlen als anfangs. Trotz-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.