Volltext: Rückblick auf die Wirkungen des ersten Kriegsjahres in der Landeshauptstadt Linz

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ausgeschaltet. In der letzten Zeit stellte sich die Notwendigkeit heraus, 
Mais auch zur Pferdefütterung abzugeben. Die Notwendigkeit ist begründet 
in der ungeheuren Preissteigerung der oft recht minderwertigen Hafer- 
ersatzmittel. Da zeigte sich nun die Merkwürdigkeit, daß mit der Aus- 
schaltuna des Maises aus der Brotversorgung plötzlich die Maisvorräte 
überhaupt verschwunden waren. Die Ursache dieser Erscheinung ist nicht 
bekannt, es darf aber mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß 
sie nicht darin liegt, daß der gesamte vorhanden gewesene Mais in Brot- 
form aufgezehrt worden ist. Der Magistrat hat seine Bemühungen, Mais 
zur Verfütterung zu erhalten, fortgesetzt und hofft auf Erfolg. 
Sehr schwer wird der Mangel an Futtermehlen empfunden, der 
auf die bestehenden Mahlvorschriften zurückzuführen ist. Die Gemeinde wird 
daher genötigt sein, die noch erübrigten Maisbestände zur Erzeugung von 
Futtermehl bereitzustellen, damit die Aufzucht von Jungtieren ermöglicht 
wird. 
Zur Regelung der ganzen Futtermittelfrage wurde mit 15. August 
l. I. die dem Ackerbauministerium unterstellte Futtermittelzentrale in 
Wien gegründet. Was besonders die Kleie anlangt, brachten neue Vor- 
schriften den landwirtschaftlichen Unternehmern einige Zugeständnisse, in- 
dem ihnen jene Kleie, die aus dem zur eigenen Versorgung nötigen Ge- 
treibe gewonnen wird, zur Gänze, die ans dem der Kriegsgetreideverkehrs- 
anstatt verkauften Getreide gewonnene Kleie zur Hälfte überlassen wird, 
so das also nicht ganz die Hälfte der Kleie der freien Verfügung der Land- 
Wirte entzogen ist. 
Was die Versorgung mit Fleisch betrifft, so ging dieselbe in Linz 
vom Kriegsbeginn bis Ende Februar 1915 ohne wesentliche Preiserhöhung 
vor sich. Erst von da ab trat eine rapide Preissteigerung ein, wie man 
sie früher nicht für möglich gehalten hätte. Die Ursache mag zunächst in 
dem Wegfall der Vieh- und Fleischzufuhr aus Galizien, zum Teil auch 
aus Ungarn und Serbien zu suchen sein, nicht zum mindesten aber auch 
darin, daß sich ein ungesunder Zwischenhandel entwickelte, der Gewinne 
erziele.l wollte, die sich in keiner Weise rechtfertigen lassen. So stieg bei 
uns der Preis für Ochsen per 100 kg Lebendgewicht von 107 K im August 
1914 auf 260 K int August 1915, der Kleinverkauf des Rindfleisches von 
1 K 46 h auf 4 K 40 h bis 4 K 92 h per Kilogramm. Es ist klar, 
daß die Stadtverwaltung diesen unerträglichen Verhältnissen nicht ruhig 
zusehen konnte. Wir versuchten zunächst mit Hilfe der Statthaltern die 
große Ausfuhr von Vieh aus Oberösterreich zu beschränken, insbesondere 
erhofften wir auch durch Einführung einer Art Sperrstunde auf dem für 
uns maßgebenden Viehmarkte in Urfahr den Einkauf unserer einheimischen 
Fleischhauer schützen zu können. Weiter verlangten wir, daß die Vieh- 
ausfuhr aus Oberösterreich ohne Transportbescheinigung verhindert werden 
soll, uni auf diese Weise das Zusammenkaufen der Händler direkt beim 
Bauern zu verhindern und den Auftrieb auf den oberösterreichischen Markt
	        
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