Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1928 (1928)

41 
Am Birkanger begegnete ihnen der Nachbarjörg, der der Ma¬ 
rialene Hatte nachgehen wollen. Er staunte, wie die beiden mitsam¬ 
men daherkamen, und ging mit ihnen ins Daviterhans. Dort gab es 
nun einen freudigen Aufruhr. Man bestürmte sich gegenseitig mit 
Fragen und erzählte, aber keines wußte zu sagen, wer der Mensch 
gewesen sei, der die falsche Unglücksbotschaft gebracht hatte. Die 
junge Frau weinte immer noch still vor sich hin. 
„Marialene, was hast denn?" fragte der Mann, „warum tust 
denn noch weinen?" 
„Grad vor Freud." Aber bald merkte man, daß sie vom Fieber 
geschüttelt wurde. Darum drängte der Davi ter, daß sie gleich zu 
Bette gehe, und er wollte noch in der Nacht einen Doktor holen las¬ 
sen. Dem widersetzte sich aber die Marialene heftig und erklärte, 
bis morgen sei alles wieder gut. 
Nachdem sie in der Nacht stark geschwitzt Hatte, war sie am Mor¬ 
gen etwas schwach, aber sonst fehlte ihr richtig nichts mehr. Bloß 
ein leises Zittern ging ab und zu durch ihren Körper. Auch das ver¬ 
lor sich nach drei Tagen. Die Frau wurde wieder munter und 
frisch, und der Vorfall schien keine Folgen hinterlassen zu haben. 
Doch war die Frau viel weicher geworden. Einmal sagte sie zum 
Gatten: 
„Gottfried, jetzt weiß ich erst, wieviel ich unserm Herrn Dank 
schuldig bin. Wenn ich dich verloren hätt', tät mich das Wehe und 
Elend gewiß ins Grab hinunterdrücken." 
„Und wenn d u nicht mehr da wärst. Marialene, dann hätt ich 
keinen hellen Tag mehr, es wäre immer Nacht." 
Ern OME klopft an und matta Sern Stagliiti 
vre Lire auf. 
Drei Monate gingen dahin, im Daviterhofe sah man einem 
freudigen Ereignisse entgegen. Die Marialene war manchmal etwas 
zaghaft, meistens aber guter Dinge. Eines Abends sprach sie zu 
ihrem Manne: 
„Du, Gottfried, ich bet' immer, daß unser Herr uns ein recht 
schönes Kind schenkt." 
„So darfst nicht beten", erwiderte er lächelnd; „die Hauptfach 
ist nicht die Schönheit, sondern daß das Kind brav wird." 
„Darum kann man ja später noch beten. Fetzt wünsch' ich mir 
grad, das Kind soll bildschön sein." 
Es kam der Kirchweihsonntag, der wie alljährlich in Dswalden 
mit großer Pracht gefeiert wurde. Traudì, die Meinhartstochter, 
trug ein silbergraues Kleid vom nämlichen kostbaren Stosse, den 
der Daviter seiner Frau gekauft hatte,' Liesl, der Kiebitz, war um 
und um mit farbigen Bändern behängen. Wenn die Meinhart- 
Traudl aber hoffte, der Daviterin einen Aerger zu bereiten, so ver¬ 
rechnete sie sich,' denn die Marialene war an diesem Tage gar nicht 
in der Kirche. Um Mittag verbreitete sich die Kunde, daß beim Da¬ 
viter ein Prinz eingestanden fei. Doch merkwürdigerweise schien 
dieses Ereignis keine sonderliche Freude zu wecken. Der Daviter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.