Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1928 (1928)

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Der venezianische Löwe. Frau Pollak ist soeben aus Venedig zu¬ 
rückgekehrt und gibt ihrer Begeisterung über Re wunderbare Stadt 
Ausdruck. „Haben Sie auch den Löwen von San Marco gesehen?" 
— „Was heißt gesehen? Gefüttert hab' ich ihn!" 
Leichte Arbeit. „Ich sehe jetzt Ihren Mann immer im Hinter¬ 
hof, Frau Müller, wie er Papiere verbrennt. Wozu wacht er denn 
das?" — „Aber er ist doch jetzt als Zettelverteiler angestellt." 
Botanik schwach. „Ach, Herr Förster, was würde wohl diese 
alte Eiche erzählen- wenn sie sprechen könnte?" — „Sie würde sagen, 
mein Fräulein, ich bin eine Linde." 
Kindermund. Ein kleiner Junge wird vom Arzt untersucht und 
abgeklopft. Er erlebt das zum erstenmal. Er wacht ein ängstliches 
Gesicht Nnd sagt dann zaghaft: „Herein!" 
Das Nächstliegende. „Darf ich Ihnen Herrn Meyer vorstellen?" 
sagt der Gast zu der Hausfrau, bei der er einen Bekannten ein¬ 
führt. „Er ist eben von einem Besuch der Kanarischen Inseln heim¬ 
gekehrt.." „Ach, das freut mich sehr," erwidert die Dame, süß lächelnd. 
„Da wird er uns gewiß etwas Hübsches vorsingen." 
Der gebildete Freier. „Bevor ich Ihnen meine einzige Tochter 
zur Frau gebe, möchte ich eins wissen: Was haben Sie eigentlich ge¬ 
lernt?" „Sämtliche modernen Tänze!" 
Unter Vätern. „Der Nichtsnutz ist der Nagel zu meinem 
Sarge! Was soll ich tun?" „Was man bei andern Nägeln auch tut: 
Drauf hauen!" 
3>' ZüHnd foH'tt* auorn. 
Dichtung in oberösterreichifcher Mundart von Hans Scheibl, 
Jnnsbruck. 
Zan Dokta kimmt da Simalknecht 
Und bitt ön Dokta, daß a mecht 
Drei Stockzähnd reiß'n af da Stöll, 
Sinst wia i winni, sagt da G'söll. 
Dös g'schwoll'ne G'sicht und so viel Schmerz'n, 
Dös geht ön Dokta a zan Herz'n 
Und fragt wög'ns Ziag'n danach ön Knecht, 
Zerscht d' Zähnd betänb'n? Dös wa nöt schlecht. 
Betänb'n dö Zähnd? I mecht frei lacha. 
Wer wird denn da viel G'schicht'n macha. 
Schon langsam ziagst ma d' Stockzähnd aua, 
A Stund dazua — dös darfst scho braua. 
Sagt d'raf ganz ernst da Simalknecht. 
Und weil is a viel liaba mecht, 
Für's Wehtoa soll'n dö Zähnd iatzt büaß'n 
Recht lang — bevor daß autza müass'n.
	        
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