Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1932 (1932)

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schon schwarz von Leuten. Man muß ge 
rade so schauen. Die Kramerstände gehen 
beim untern Schmied schon an und reichen 
bis über die Posthalterhöhe hinauf, rechts 
und links der Straße steht Stand an 
Stand, und beim Ebnerbackofen stehen sie 
sogar doppelreihig. 
Da höre ich auch den Prater auf dem 
Platz beim neuen Schulhaus. Die Orgel 
tut schon so schön und ein junges Frauen 
zimmer fragt mich, ob ich vielleicht fah 
ren will, weil die andern Buben kein 
Geld mehr haben. 
Richtig, es sind die Kirchdörfer, die 
haben ihr Geld gestern schon verpratert 
und müssen heute zuschauen, wenn die 
andern Buben aus den Dörfern fahren. 
Ich mache dem Frauenzimmer die 
Hand auf, und wie sie mein Fünfzigerl 
sieht, fetzt sie mich gleich auf den schönsten 
Schimmel und rundum geht's, daß die 
Leute und die Häuser nur so fliegen. 
Andere Buben kommen nach und auch 
Große fahren aus Dummheit ein paarmal 
herum. Jetzt geht das Frauenzimmer zwi 
schen den steigenden Rappen und kreisen 
den Schwänen des Praters herum und 
sammelt das Geld ein. Mir wird ganz 
schlecht und ich kann es gar nicht glauben, 
daß das Fünfzigerl schon verputzt sein soll. 
Wie jetzt der Prater langsamer geht, 
gebe ich mir einen Schneller vom Schim 
mel und falle auf den Rasen vor dem 
Baumannwirtsgarten. 
Das Frauenzimmer schreit und schimpft, 
die Leute lachen, und ich habe mein Fünf 
zigerl noch. 
Das ist alles so geschwind gegangen, 
daß mich niemand erkannt hat. Also komme 
ich gewiß nicht auf. 
Jetzt schau ich mir aber die Kirchweih 
einmal an; von oben bis unten und um 
gekehrt auch. Und kaufen tu ich mir, was 
mich freut, denn ich habe ja mein Fünf 
ziger! noch. Aber zuerst schau ich mir alles 
an: die Mundharmoniken und langen 
Messer, die Heiligenbilder und Rosen 
kränze, die Zuckerfeigen und Lemonen, 
die Lebzelten und Metfässer. Und auf ein 
mal stehe ich vor dem Lebzelterstand des 
Pleintinger von Schönberg. Den kenne ich 
schon lange. Ich gehe in die Metschenke 
und setz' mich auf ein leeres Faß, es ist 
noch niemand da wie ich. Nach einer Weile 
kommt der Zaglauer Kaspar von Abtschlag 
und setzt sich auch auf ein leeres Faß. 
Der Zaglauer Kaspar ist schon ein 
alter griesgrauer Kerl, hat kein Weib und 
keine Kinder, aber einen Haufen Geld. 
Und den Met mag er genau so gern wie 
ich. Er reibt in einem Trumm die Hände 
und bringt das Maul nicht mehr zusam 
men vor lauter Vergnügen. Wie er die 
wespenumschwirrten Zuckerherzen und 
Lebzeltenstöße betrachtet. 
„Bist auch schon da, Franzl?" sagt er 
nachher zu mir. 
„Ja", sage ich, „ich habe ein Fünf 
ziger!" und zeige es ihm. 
Er wundert sich recht und bestellt gleich 
einen Haufen Lebzelten, von jeder Sorte 
ein paar, und zwei Halbe Met. 
„Iß und trink nur, Franzl", sagt er, 
„und schieb' nur dein Fünfziger! wieder 
ein. Das kannst ein andermal wieder 
brauchen." 
Ich lasse mir das nicht zweimal sagen 
und greife tüchtig zu. 
So etwas Gutes wie Met und Leb 
zelten gibt es auf der ganzen Welt 
nimmer. 
Die Leute, die am Stand vorbeigehen, 
schauen nur so vor Neid, wie es uns 
schmeckt, besonders die kleinen Buben. 
Die Leute vor dem Lebzelterstand wer 
den immer mehr, auch viele Dorfleute sehe 
ich. Der Reutknecht kauft der Vlasldirn 
ein großes Zuckerlherz und tut ihr recht 
schön vor allen Leuten. Die jungen Bur 
schen kaufen^ heute lauter solche Herzen 
und hängen sie den jungen Weibsbildern 
hin. Das ist dumm. Wenn ich einmal groß 
bin, kaufe ich mir vielleicht auch ein sol 
ches Kirchweihherz, aber ich hänge es nicht 
an ein Weibsbild hin, sondern in meinen 
Kasten und esse es selber. 
Jetzt läutet es zusammen, die Leute 
verlaufen sich in die Kirche und zuletzt 
gehen auch ich und der Zaglauer Kaspar. 
Weil aber heute soviel Leute da sind, 
auch aus fremden Pfarreien, haben sie in ' 
der Kirche keinen Platz und ich und der 
Kaspar können auch nicht mehr hinein. 
Wir stellen uns hinter dem Menschen 
haufen an und schauen durch die Kirchen 
tür auf den Altar. 
Preßvereins-Kalender 1932. 
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