Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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Landwirtschaftlicher Kauskalender 
Januar. Klee und Leinsamen ist in den kältesten 
Tagen zu dreschen. — Das Tauwasser ist von den 
Saaten abzuleiten; der ausgefahrene Dünger ist zu 
streuen. — Auf Wiesen entfernt man die Ameisen 
haufen, räumt die Abzugsgräben und rodet Gesträuch 
aus. — Man gebe reichliche Streu und halte die Ställe 
warm. — Die Obstbäume werden ausgeputzt und be 
schnitten; Raupennester vertilgt; Spalierobst mit 
Strohmatten bedeckt. 
Februar. Bei Tauwetter durchgehe man die 
Felder, räume die zugefallenen Wasserfurchen aus 
und verschaffe dem Wasser Abfluß. — Sind auf den 
Wiesen die Gräben noch nicht gehoben, so muß es 
jetzt geschehen. — Schafe, welche im Juli lammen 
sollen, sind jetzt zu paaren. — Man bepflanzt Weide 
plätze, Flußufer u. dgl. mit Pappeln, Erlen, Wei 
den, Ulmen und Akazien und verwahre sie mit Pfählen 
und Dornen. 
März. Man egge bei trockener Witterung die 
Weizen- und Kleefelder und lese von letzteren die 
Steine ab. — Bei günstiger Witterung werden Som 
merroggen, Hafer, Erbsen, Bohnen, Wicken gesäet. — 
Aus den Wiesen sind die Maulwursshaufen und 
andere Unebenheiten zu beseitigen und überhaupt alle 
fremden Dinge zu entfernen. 
April. Wenn die Obstbäume blühen, ist die beste 
Bleichzeit. — Auf dem Schüttboden muß man das 
Getreide öfters umschaufeln. — Hafer, Gerste, 
Kleesamen, Waid, Hanf und Lein werden gesäet und 
Kartoffel gelegt. — Die Saatfelder, auf welchen der 
Frost viele Pflanzen emporgezogen hat, sind zu 
walzen. 
Mai. Bei trockener Witterung werden die Som 
mersaaten gewalzt. — Es kann nun mit der Grün 
fütterung nach und nach begonnen werden; die Schafe 
werden gewaschen und geschoren. — Die veredelten 
Bäume sind fleißig zu begießen. — Auf die Raupen 
muß man emsig Jagd machen. — Verpflanzt werden 
Mangold und Salat; die Mistbeeten werden immer 
mehr gelüftet. 
Juni. Es werden Kohl und Rüben gepflanzt, 
Kartoffel-, Mais- und Bohnenfelder geeggt, die Hirse 
gejätet und behackt. — Zwei- und dreischürige Wiesen 
werden gemäht. — Da die Grünfütterung im vollen 
Gange ist, muß man reichlich einstreuen, oft ausmisten 
und die Tiere sehr reinlich halten. — Herunter 
hängende Weinreben werden angebunden, unfrucht 
bare Seitenreben abgeschnitten. 
Juli. Zu Anfang des Monats fällt die Raps 
und Rübsenernte, zu Ende des Monats wird in 
der Regel der Roggen geschnitten. — Es wird 
Winterraps gesäet und das Brachfeld gepflügt. — 
Die Lämmer dürfen nicht bei Regenwetter ausge 
trieben werden. — Man macht Kapaunen und 
Poularden. 
August. Brunnen und Wasserleitungen sind zu 
reinigen. — Sommerobst wird getrocknet und einge 
macht. — Die Ernte wird fortgesetzt in Weizen, 
Hafer, Gerste und Sommerfrüchten. — Ein- und 
dreischürige Wiesen werden gemäht. 
September. Es wird gedroschen; Kraut ein 
gelegt. — Die Oefen werden instand gesetzt. — Es 
werden Rübsen, Roggen, Weizen gesäet. — Es wird 
Klee gemäht und getrocknet. — Der Hopfen wird 
geerntet. — Zu Ende des Monates kann man das 
Rindvieh auf den Wiesen weiden. — Es beginnt die 
Holzfällung. 
Oktober. Es wird Roggen und Weizen gesäet; 
Stoppelfelder werden gepflügt, Dünger zu Früchten 
für das nächste Jahr gefahren. — Die Kartoffelernte 
wird womöglich beendet. — Man muß öfter nach 
dem geernteten Hopfen sehen, damit er sich nicht er 
hitzt. — Man muß allmählich von der Sommer- zur 
Winterfütterung übergehen und früh vor dem Aus 
treiben etwas Trockenfutter im Stalle geben. 
November. Es wird Sauerkraut eingemacht. 
— Mit dem Dreschen wird fortgefahren. — Brunnen 
und Wasserleitungen sind mit Stroh einzubinden und 
mit Mist zu bedecken. — Die etwa noch im Felde 
stehenden Rüben sind auszunehmen. — Die Tiere 
hütet man vor Erkältung und hält deshalb die 
Ställe warm. — Man umgräbt und düngt die 
Bäume. 
Dezember. Die Verrichtungen im Hause sind 
wie im November. — Die Kellerlöcher muß man 
mit Mist bedecken und die Türen mit Stroh ver 
stopfen. — Auf dem Getreideboden verwahre man 
Fenster und Läden gut, damit es nicht hineinschneit. 
Heileres 
Arabische Allegorie. Ein Gelehrter schiffte 
sich auf einem Nachen ein, um über einen breiten 
Fluß zu setzen. Er sagte zum Schiffer: „Kennst 
du Geschichte?" — „Nein." — „Dann hast du 
dein halbes Leben verloren! Kennst du Mathe 
matik?" — „Nein." — „Dann hast du drei Viertel 
deines Lebens verloren." — Kaum hatte der 
Gelehrte diese Worte gesprochen, als ein Wind 
stoß die Barke umwarf. — „Kannst du schwim 
men?" fragte nun der Schiffer den armen Pro 
fessor, der im Wasser herumzappelte. — „Leider 
nicht." — „Dann hast du dein ganzes Leben ver 
loren." 
Im Wartesaal. „Sie, trinken Sie kein Bier- 
wenn Sie 's eilig haben!" — „Ist 's so schlecht?" 
— „Nein, im Gegenteil, exquisit, ich habe schon 
drei Zug' versäumt!" 
Wohlfeile Kosten. Wie wohlfeil die Advo 
katen zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts 
arbeiteten, erhellt am deutlichsten daraus, daß 
der Doktor Paul Prückert zu Bayreuth im Jahre 
1607 die Beschwerden gemeiner Landschaft 
für 16 Kreuzer verfaßte. 
Zeitgemäß. „Auf 'n Huaba Loisl ha i a 
Wuat. Wann dem sei Haus amal a'brennt, 
dem lösch i g'wiß 's Feuer aus."
	        
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