Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1927 (1927)

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weiteres. 
Der Anknüpfungspunkt. „O, Meister — 
teurer Meister! — Das Bild ist ja ganz fabelhaft! 
Also ich meine schon allein von meinem Laien- 
v er st and Punkt. — Uebrigens, da wir gerade 
vom Leihen sprechen — könnten sie mir 
Wohl 20 Mark leihen?!!" 
Dirigent (in einer Gesangsprobe): „Passen 
Sie doch ans, meine Herren! Wir singen noch 
einmal den Satz: Ich wollt', ich wär' ein Vogel, 
dann baut' ich mir ein Nest. Sie nehmen den 
Vogel zu hoch und das Nest zu tief und bei der 
Stelle, am Fenster meines Liebchens, muß das 
Fenster mehr herausgedrückt werden, damit das 
Liebchen besser hervortritt. Also noch einmal von 
vorn!" 
Verfehltes Kompliment. Dame: „Sie finden 
mich also wirklich hübscher als meine Freundin?" 
Herr: „Sie sind zu beneiden. Sie sind die schönste 
Dame meiner Bekanntschaft, Sie haben den- 
herrlichsten Wuchs, das leuchtendste Auge und 
den schönsten Mund — weit und breit!" 
Ein schweres Wort. Besucher: „Was sind 
denn dies für reizend ausgestattete Räume?" — 
Hausherr: „Das sind unsere Zimmermeierbieder 
kinder — nein, Meierbiederkinderzimmer — nein, 
Biederzimmerkindermeier — Kindermeierzimmer 
bieder — ach nein, Biedermeierkinderzimmer!" 
Aus zwei Zeitungsberichten. „Der gefeierte 
Tenorist wurde unzählige Male hervorgejubelt 
und mit Applmus überschüttet." — „In dieser 
politischen Lage griffen die Sozialdemokraten zu 
dem verzweifelten Mittel der Obstauktion. 
In einer Gegend von Wallis in England, 
die häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzt ist, 
sieht man an einem Pfahle folgende Aufschrift: 
„Wenn diese Aufschrift unter Wasser steht, ist der 
Weg nicht fahrbar." 
A.: „Warum heiratest du das Mädchen nicht? 
Sie ist doch eine wahre Perle." B.: „Die Perl- 
Mutter gefällt mir nicht." 
Erster Maurer: „Franz, siehst du dort drüben 
auf der Dachrinne eine Fliege?" — Zweiter 
Maurer: „Nein." — Erster Maurer: „Ich auch 
nicht; also machen wir Feierabend, denn wir 
sehen nichts mehr." 
Ah so! Herr (zu seinem neuen Diener): „Ich 
bemerke mit Vergnügen, daß Sie sich weder an 
meinem Kognak, noch an meinen Zigarren gütlich 
tun." — Diener: „Ja, ich bin von meiner letzten 
Stelle her sehr verwöhnt." 
Unverhofft. Herr (zu einem Bettler): Wie? 
Gestern bettelten Sie als Blinder und heute haben 
Sie gar einen Buckel?" — Bettler: „Ja, da sehen 
Sie, lieber Herr, wie ein Unglück oft über Nacht 
kommen kann." 
Fräulein: „Aber ich kann das Paket jetzt nicht 
mitnehmen, da ich erst noch einige Gänge zu 
besorgen habe." — Verkäuferin: „Bitte, lassen 
Sie es nur, das senden wir Ihnen schon zu. Wohin 
sollen wir es schicken?" — -Fräulein: „Ich bin die 
Tochter vom ,Schwarzen Ochsen'". 
Straßenbahn. Ein kleiner, dicker Herr steigt 
in der Leipziger Straße auf die Linie 76. Natürlich, 
alles überfüllt. Zitternd klammert er sich. an die 
Tür des Hinterperrons. Alle zwei Minuten ertönt 
die Donnerstimme des Schaffners: „Bitte, mehr 
in den Mittelgang treten!" Dann setzt sich unser 
Mann jedesmal im Trippelschritt in Bewegung. 
Ecke Joachimsthalerstraße hat er sich glücklich bis 
zum „Mittelgang" durchgearbeitet. Hier steht er 
festgekeilt. Aber nur für einen Augenblick. Wieder 
ertönt des Klingelgewaltigen Baß: „Bitte, nach 
vorne treten." Er „tritt nach vorn". Immer zwei i 
Schritte. Am Bahnhof Halensee ist er am Vorder- 
Perron und an seinem Ziel angelangt. Jetzt soll '< 
er bezahlen. Da verliert er die Geduld: „Was 
wollen Sie denn eigentlich von mir, Fahrgeld? 
Lieber Mann — ich bin ja die ganze Strecke zu '.J 
Fuß gegangen!" 
Probates Mittel. „Ich habe meine Frau ; 
auf merkwürdige Weise kennen gelernt", er- / 
zählte der Automobilist. „Ich überfuhr sie mit 
meinem Wagen und heiratete sie dann." — „Ach, 
wenn das doch jeder tun müßte", sagte seufzend 
einer der Anwesenden, „dann würde dieses un 
vorsichtige Fahren doch endlich aufhören!" 
Meilensteine. „Heute, Liebling, sind wir 
fünf Jahre verheiratet und wie jedes Jahr, habe 
ich auch wieder einen Küchen gebacken." — „Wie 
aufmerksam von dir", erwidert der Gatte. „Ich 
blicke auf die anderen Kuchen als Meilensteine 
zurück." 
„Mina, schauen Sie doch mal, ob das Baro 
meter gefallen ist!" — „Nein, gnä' Frau, es . 
hängt noch an der Wand." 
Börne und der alte Herr. Der kaum zwanzig 
jährige Börne befand sich in einem Kreise dispu 
tierender Herren und wurde wider Willen ins 
Gespräch gezogen. Ein älterer Herr, der seine 
-ungereimte Meinung mit großer Hitze verteidigte, 
fuhr den jungen Börne, der ihm zu widersprechen 
wagte, mit den Worten an: „Sie junger Mann, 
Sie wagen es, mir zu widersprechen? In Ihren 
Jahren war ich in solchen Sachen noch ein Esel." 
— „Da haben Sie sich gut konserviert!" sagte 
Börne rasch. 
Die junge Hausfrau. „Guste, die Würste, 
sind mir beim Braten etwas aufgeplatzt; meinen 
Sie, daß ich da Heftpflaster'drankleben kann?"
	        
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