Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1916 (1916)

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Glanzpunkt des ganzen Werkes. Die Pfeiler 
und die Abschlußgiebel sind aus Marmor 
so fein und zierlich gearbeitet, als wäre dies 
alles aus Elfenbein geschnitzt. Im Kalender 
für das Jahr l 914 brachten wir bereits die 
Anfänge des Portales ohne Vorhalle. Schon 
damals erregte das sozusagen nach außen 
erweiterte Tor allgemeine Befriedigung. Wir 
schrieben damals, daß im freien Giebelfelde, 
unmittelbar ober dem Eingänge, das Relief- 
bild vom Meeressturm zur Darstellung ge 
langen wird. Nun trat aber das Ereignis 
vom Tode des Bischofes Rudolf ein und 
ein großer Verehrer desselben, Erzherzog 
Josef Ferdinand, regte bei Sr. Majestät an, 
daß diesem heroischen Opfer der Nächsten 
liebe ein Denkmal im Dome gesetzt werde. 
Die „Wiener Zeitung" veröffentlichte am 
st. April das folgende Kaiserliche Hand 
schreiben an den Kultusminister Dr. Ritter 
von Hussarek: „Um das Andenken an das 
vorbildliche apostolische Wirken des in auf 
opferungsvoller Erfüllung der Pflichten seines 
erhabenen Amtes dahingeschiedenen Bischofes 
Dr. Rudolf Hittmair an der Stätte seines 
Wirkens im Gedächtnisse der Zeitgenossen 
festzuhalten und als ruhmvolles Beispiel 
künftigen Geschlechtern zu überliefern, finde 
ich Mich bestimmt, die Errichtung eines 
Denkmales dieses seeleneifrigen Oberhirten 
im Dome zu Linz anzuordnen. Ich weise 
Sie an, wegen Erteilung des bezüglichen, 
staatlichen Kunstauftrages das erforderliche 
zu veranlassen." Das Domkapitel wurde 
aufgefordert, über den geeigneten Platz und 
die Darstellung einen Antrag zu stellen. 
Das Domkapitel nach Einvernehmen mit 
dem Dombau-Komitee machte nun den Vor 
schlag, es sollte im genannten Giebelfelde 
(Tympanon) Johann von Gott, Stifter der 
Barmherzigen Brüder, fürbittend über eine 
Gruppe schwebend, in welcher ein ver 
wundeter Soldat von Bischof Rudolf gepflegt 
wird, zur Darstellung gelangen. In den 
vier Nischen der Pfeiler des Vorbaues wären 
die Statuen der heiligen Elisabeth und des 
heiligen Vinzenz von Paul, als Repräsen 
tanten des caritativen Wirkens, und 
St. Michael und Ritter St. Georg als 
Patrone der Krieger anzubringen. 
Bisher ist noch keine Nachricht über die 
Annahme dieses Vorschlages eingelangt. Wir 
hoffen zuversichtlich, daß wir im nächsten 
Kalender im Bilde den Vorbau mit seinen! 
ganzen künstlerischen Schmuck bringen können. 
Wir hoffen aber auch, daß die Spender 
nicht ermüden, durch ihre Gaben das Werk 
des Dombaues der Vollendung zuzuführen, 
dafür sehen sie nun wieder etwas Neues, 
was Auge und Herz erfreut. Der Herr 
Eine Kriegsneucrung in Linz: Tramway- 
Schaffnerin. 
I Oberlandesrat Viktor Kerbler erzählt uns 
in dem schönen Büchlein „Erinnerungs 
blätter an Bischof Rudolf von Linz" einen 
Ausspruch desselben, der uns zu weiteren 
Gaben aus dem oben erwähnten Gesichts 
punkt ermuntert. „Wir, so sagte er zu ihm, 
die wir den Dom bauen, sind die Glück 
licheren, das heißt, wir, die wir Gott und 
der seligsten Jungfrau so viele Opfer bringen 
und die Sorgen um den Bau tragen, dürfen 
vielleicht aus dem Dombauwerke höheren 
Gewinn ziehen für unsere Seelen als 
diejenigen, welche ohne werktätige Anteil 
nahme sich des vollendeten Werkes erfreuen 
werden." A. P. 
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