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ihn seine Worte veranlaßt hatten, einmal
einen Sonntag daheim zu verleben.
Beim Kögerlwirt kamen heute der Be
sitzer und seine Dienstleute vor lauter Keller
laufen gar nicht mehr recht zu Atem, denn
nicht allein Gaststube und Nebenzimmer
waren mit Gästen vollgesteckt, sondern auch
im Hausflur saßen
sie Kopf an Kopf,
und was sich drinnen
gar kein Plätzchen
mehr erobern konnte,
hatte sich draußen
auf dem frischge-
mähten Rasenplatz
gelagert.
Alles horchte
den Zelltalerbuben
zu, denn ihr Ruf
als unterhaltliche
Leute war eine all
bekannte und wohl
begründete Sache.
Da waren einige
dabei, die auf der
Zither spielten, wie
man es nirgends
ionst hörte. Und
singen konnten sie
alle, wie man es
auch nirgends sonst
hörte, und bei den
Schwänken, die sie
erzählten, lachten
sich die Gesunden
krank und die Kran
ken wieder gesund.
Der Mitter-
lehner saß knapp neben den Zelltalerbuben
und tollte mit ihnen, als wäre er noch
einer der Jüngsten. Er schwamm heute
in einer besonders ausgelassenen Stim
mung, die wohl nicht ganz natürlich sein
mochte. Neben der Lustigkeit zählten Trotz
und Auflehnung in ihm und das kam noch
von der Vormittagspredigt her. Justament,
weil es diese fremden, hergelaufenen Schwar
zen haben wollten, daß man über den Sonn
tag auch noch daheim in der Keusche bleiben
Bilder aus Gberösterreich: Sleyrkingörücke der
Syhrnöah«.
sollte, tat er's erst recht nicht. Was wußten
denn die, die alle Tage Sonntag hatten,
von einem geplagten Arbeiterleben? Wenn
man sich die ganze Woche ärger wie ein
Lastvieh geschunden hatte, sollte man dann
am Sonntag wie ein Kettenhund zu Hause
sitzen bleiben und etwa gar noch dem Weibe
schön tun, dem schon die Falten kreuz und
quer über das Gesicht liefen oder sich von dem
schmutzigen Kinder
pack die Ohren voll
plärren lassen?
„Nein.tausendnein.
das gibt es doch in
drei Teuselsnamen
nicht", rief der voll
trunkene Mann mit
erhobener Stimme;
alle horchten auf,
keiner wußte, was
er mit dieser Rede
eigentlich meine.
Jetzt warf der
Mitterlehner eine
Zwanzigkronen note
vor jenen der Zell
talerbuben auf den
Tisch, der als erster
unter ihnen den Ton
angab und ries noch
lauter als vorher:
„Da, Zelltaler
buben, habt Ihr
was für Euer schö
nes Singen.. Und
sauft Euch aufmeine
Kosten einmal einen
Kapitalsonntags
rausch an. Justa
ment!"
„Oho, Mitterlehner, bst! bst!" hörte
man es von verschiedenen Tischen her, von
solchen, die zu den Freunden und Bekannten
des Bauers gehörten. Sie sagten es in
scheuem, halblautem Tone und dann war
es totenstille in der Stube. Es herrschte
jene unheimliche Stille, die dem beginnenden
Sturme voranzugehen pflegt.
Die Zelltaler waren Bursche, die nichts
höher als ihre Ehre schätzten. Es schmeichelte
ihnen daß man sich in den Schenken um