Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1903 (1903)

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— Doch es war vergebens. — Das Wasser 
wirkte wie Oel im Feuer. In rasender Ge 
schwindigkeit ergriff das Feuer, welches sich 
schnell einen eigenen Wind geschaffen hatte, 
die umliegenden Häuser und der Woge des 
Meeres vergleichbar, wälzte sich nun das 
rasende Element über den ganzen Markt hin 
und es fielen ihm von den 58 Häusern 
des Marktes 44 samt Wirtschaftsgebäuden, 
darunter Kirche, Schule, Gemeindehaus und 
Rathaus zum Opfer. Alle hatten den Ruf 
„Feuer" vernommen und die Klagetöne der 
Glocken gehört, nur eine Person hatte für 
solch irdische Töne kein Ohr mehr, sie lauschte 
bereits anderen Tönen aus ferneren Höhen 
— man nannte sie bereits einem Tag eine 
Leiche. — Der Pfarrer des Ortes ordnete 
sofort, als er die Gefahr erkannte, die Ueber- 
tragung der Leiche in die Kirche und als 
selbst das Gotteshaus vom Flammenherde 
bedroht war, in geziemender Weise die aber 
malige Uebertragung der Leiche in das 
Feuerwehrdepot an. Einen Bürger des 
Marktes hatte der Schrecken so sehr ergriffen, 
daß er sogleich versehen werden mußte. Am 
ergreifendsten war wohl jener Moment, wo 
der Pfarrer das Allerheiligste in der mit 
einem herrlichen Kranze geschmückten Mon- 
stranze (es war nämlich Frohnleichnamsoktav) 
von der Kirche in den Pfarrhof übertrug. 
Die Kirche stand eben in festlichem Schmucke, 
da am kommenden Morgen der Anbetungs 
tag hätte beginnen sollen. Fast sämtliche 
Bewohner des Marktes hatten sich zwischen 
Kirche und Pfarrhof aufgestellt und gaben 
dem lieben Heiland, der nun auch seine 
Wohnung fliehen mußte, um in einer mensch 
lichen Wohnung sein Zelt aufzuschlagen, 
unter Tränen und in feierlichem Zuge das 
Ehrengeleite. Drei Wochen hatte der Heiland 
im Pfarrhofe seine Wohnung und mit hoch 
würdigster bischöflicher Erlaubnis durfte im 
Pfarrhofe das heilige Meßopfer gefeiert 
werden. Eine sehr schreckliche Nacht war auch 
die folgende, wo das Kirchendach lichterloh 
brannte, ohne daß man wirkungsvoll hätte 
eingreifen können. Es wäre auf jeden Fall 
auch der herrliche Turm ein Raub der 
Flammen geworden, wenn nicht der Herr 
Landeshauptmann und der Herr Adjunkt 
Lasser der Landesassekuranz in wirklich 
heroischer Weise im Vereine mit den Feuer 
wehrmännern den bereits brennenden Turm 
bestiegen und das Feuer gehemmt hätten. 
Die Turmuhr konnte leider nicht mehr ge 
rettet werden. 
Diese Zeilen mögen dem lieben Leser ein 
schwaches Bild geben von der rauhen Wirk 
lichkeit, die genau zu schildern fast nicht 
möglich ist. Eine rauchgeschwärzte Trümmer 
stätte und eine ruinenhaft aussehende Kirche 
bezeichnete lange Zeit den ehemals lieben 
Ort Hofkirchen. Jedoch mit Gottes und der 
Nächsten Hilfe, die sich ja bereits in reichem 
Maße eingestellt haben, wird es gelingen, 
wieder einen neuen Herd zu gründen. Bei 
all diesem Unglücke hat der liebe Gott seine 
schützende Hand ausgebreitet, denn: „Was 
Feuers Wut ihm auch geraubt, ein süßer 
Trost ist ihm geblieben, er zählt die Häupter 
seiner Lieben und steh! ihm fehlt kein teures 
Haupt." 
Sprüche zuw Auswendiglernen 
An Gottes Segen 
Ist alles gelegen. 
Und aus guter Eltern Händen 
Will ihn Gott den Kindern spenden. 
Die Wahrheit rede stets 
Und wage nie zu lügen 
Du kannst die Menschen wohl, 
Doch niemals Gott betrügen. 
Mein Herz ist wie ein Täfelein 
Darauf schreibe ich nur Gutes ein 
Und kommt was Böses doch hinein 
Wischt ich's durch Reueträuen rein. 
Jedes Gräslein zeigt mir's klar: 
Groß ist Gott und wunderbar. 
Was ich sehe, ruft mir zu: 
Guter Gott, wie groß bist du! 
Dem Kinde, das die Eltern ehrt. 
Wird Glück und Heil von Gott beschert.
	        
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