Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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Als er aus der Kirche heraustreten 
wollte, stand vor der Thüre der Knecht des 
Zehetner mit blanker Wchre. Der Schul 
meister musste so lange in der Kirche bleiben, 
bis der Knecht fortgieng. 
Zwei Tage später hieb der Pfeifer 
Bendl mit blanker Waffe nach dem Schul 
meister, schnitt ihm 
eine Schramme ins 
Kleid und drohte, 
ihn, sein Weib und 
seine Kinder zu er 
schlagen, wenn er 
nicht binnen 
14 Tagen abziehe. 
Angermair er 
klärte öffentlich,'das 
beste Mittel, den 
Schulmeister zum 
Abzüge zu bringen, 
sei, die Schule an 
zuzünden. 
Nun zog der 
Schulmeister wirk 
lich ab. 
An seine Stelle 
trat ein neuer Lehrer 
und Kirchendiener, 
aber auch er wurde 
am 28. Juli beim 
Gebetläuten nieder 
geschlagen und ver 
tagt. Jener Theil 
des Hasses, der sich 
auf den vertriebenen 
Schulmeister kon 
centrierte, vertheilte 
sich nun auf dienoch 
Zurückgebliebenen, 
den Todtengräber, 
den Schuster und 
Pächter des unter 
stürmten, den Gräber mit den Füßen auf 
den Kopf stießen und im Grabe zu ver 
schütten drohten. Sie forderten ihn zum 
Abzüge auf unter Bedrohung seines Lebens, 
wenn er noch ferner hier bleiben würde. 
Paul Kolm war ein Schuster aus 
Peuerbach und hatte die untere Taverne im 
Bestände. 
Er begieng in 
den Augen der Auf 
rührer das große 
Verbrechen, zu 
Ostern die Kirche 
besucht zu haben. 
Kolm war ohnehin 
dem lutherischen 
Glauben zugethan, 
aber der Besuch der 
katholischen Kirche 
war schon ein 
Greuel. Die Luther 
aner schmähten ihn 
darob einen Papi 
sten und verklagten 
ihn bei seiner Herr 
schaft Peuerbach, 
von der er die Ta 
verne in Pacht hatte. 
Am 2. April 
schlichen sie heimlich 
in sein Haus und 
schleppten ihm 
allerleiGerätheweg. 
Noch mehr ver 
hasst machte sich 
Paul Kolm, als er 
sein Kind vom 
katholischen Pfarrer 
taufen ließ.Darüber 
war Peter Anger 
mair so ergrimmt, 
dass er ihm eine 
ften Wirtshauses gf a t uc j, cr „mriaii. Kongregation im Pricsterseminar in Linz. Schrotthacke nach 
Paul Kolm und in 
hervorragendster Weise auf den katholischen 
Pfarrer. 
Ersterer, der Todtengräber, war am 
1. Mai gerade am Friedhofe beschäftiget, 
um ein Grab zu graben. Schon hatte er 
es bis auf eine ziemliche Tiefe ausgeworfen, 
als einige Muthwillige auf den Gottesacker 
warf und rief, Kolm 
habe ans seinem Kinde durch die Taufe 
einen Teufel, einen jungen Hund gemacht 
und dadurch ein sehr schlechtes Beispiel ge 
geben. 
Einige Zeit später war beim Angermair 
eine Hochzeit. Als man schon etwas zu viel 
Wein genossen hatte, zog eine Schar An-
	        
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