Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1899 (1899)

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waren im Sommer zuvor vom Seegestade in 
den Weiher gesenkt worden und Flaumbart 
sollte die ersten Blüten schauen und er sah sie 
unter dem gesunkenen Steg am folgenden 
Tage, als der Festzug nach St. Aegid im 
Haag zum Trauerzug nach St. Wendel 
geworden. An der Evangelienseite bei Sanct 
Wendels Rast wurde die Seerose eingesenkt 
an die Seite ihrer vor einem Vierteljahr 
verstorbenen Mutter. 
Und wieder öffnete sich die Gruft und 
eine gebrochene Greisengestalt kam in die 
niedrigen Hallen derselben, Pernwart war 
Als der Gallspeck und Sinzinger zur 
Furt bei der gebrochenen Brücke ritten, 
bäumte sich das Ross des letzteren, der 
zitternd rief: „Auf Rath des Stillers wollt' 
ich den Flaumbart treffen, doch der Fluch 
der That traf Giselbertha und mich! Wäre 
die Brücke nicht gestürzt, lebte Giselbertha 
noch! Meine Säge hat gut gearbeitet", und 
er wies nach den glatten Flächen der durch 
schnittenen Balken. 
„Und mein Sporn gleichfalls, der dein 
Rösslein vor dem Flaumbart auf die Brücke 
trieb. Die Lehre wollte ich dir bereiten, 
zu den Seinen gegangen. Der weiße Priester 
greis vom Wimmhofe sprach den kirchlichen 
Segen darüber, warf den zerbrochenen 
Wappenschild der Geringer hinein mit dem 
Klagerufe: Weh Gerungus, hart Gerungus, 
nicht mehr Gerungus! Und die Gruft schloss 
sich wieder und that sich nicht mehr auf, 
und wenn heute der Todtengräber mit immer 
thätiger Wurfschaufel daran stoßt, ärgert 
er sich darüber, dass seiner Machtthätigkeit 
im Todtenreiche für drei Schuh unter der 
Erde Halt geboten. Und die Todten schlafen 
fort bis zum Tage des Gerichtes. Vergönnt 
ihnen die Ruhe! 
dass feiger Hinterhalt schnöder Frevel ist 
und den Anstifter treffen soll. Doch hielt 
ich meine Hand über dich gestreckt." 
Ohne Gruß und Abschied schieden sie. Vom 
altersmorschen Steg zu Wendlgering be 
dauerten die Stiller am allermeisten, dass 
Giselbertha das Opfer der Fahrlässigkeit 
werden musste. Die Seerosen grünten und 
blühten durch Jahrhunderte, und die Sage 
berichtet allenthalben von ihnen, sie gediehen 
dort am liebsten, wo reine Jugendunschuld 
das zeitliche Leben ließ. 
Die Gundakare fiengen nun, an den Hoch 
wald des nordöstlichen Hausruck bei Hunt-
	        
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