Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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Herrschaft auf dem gebeugten Nacken. Die praktischen 
Römer legten sogleich von Batava castra — der 
heutigen Innstadt bei Passan — bis nach Lauriacum 
— dem heutigen Enns — Grenzcastelle an zum 
Schutze des Uferlandes gegen andringende Feinde. 
Kaiser Marc Aurel mochte nun einmal auf dem 
heutigen Schlosshügel von Linz gestanden und scharf 
nach dem jenseitigen Ufer geblickt haben, denn dort 
drüben, wo heute die friedlichen Urfahraner in der 
Poschacher'schen Bierhalle und beim Stögerbräu sitzen, 
dort saßen in jenen Vorzeiten die kriegerischen Mar 
komannen, die Feinde Roms, und als echte Deutsche 
tranken auch sie immer 'noch eines und meistentheils 
marks haben sie ihr heißes Herzblut verspritzt und 
im heißen Süden und Osten, auf den Schlachtfeldern 
Italiens und Bosniens, sind sie kaltblütig für Kaiser 
und Vaterland in den Tod gegangen. Die liburnarii 
Lentiae (Pionniere von Linz) bemannten die Donau- 
flotille, welche den Strom und seine Ufer bewachte, 
ob er auch respectiert würde als Grenze zwischen Rom 
und Deutschland. Wir sehen das ganze Land von 
herrlichen Römerstraßen durchzogen, in Wohlstand 
und Bildung erblühen und doch liegt ein tiefer Schatten 
auf dem Bilde. Die Römer waren Heiden und in 
jenen Zeiten, in welchen in Rom schon Tausende 
von Christen ihr Herzblut für den wahren Glauben 
Ansicht von Jiwj vor 300 Jahren 
das vorletzte. Der römische Kaiser, ein geübter Stra 
tege, winkte und seine Krieger legten das Castell 
Bautia an. Wo heute die österreichische Regiments 
fahne in der Schlosskaserne aufgestellt, da erglänzten 
schon zu Römerzeiten, um 160 n. Chr. die Standarten 
mit dem goldenen Adler der legi» secunda italiea 
fidelis, der zweiten Legion, die aus eingebornen, 
markigen Landeskindern recrutiert war und auch sich 
den Beinamen „die treue, die unbesiegte Legion" er 
warb. Wo heute oberösterreichische Jäger auf dem Hörne 
abends den Zapfenstreich blasen, da gaben schon 
römische Hornisten vor 1733 Jahren mit der „Tuba" 
ihre Signale. Die Truppen, welche heute Oberöster 
reich und die Landeshauptstadt Linz dem Kaiser 
stellen, haben den Ruhm dieser norischen Legion bis 
auf unsere Tage erhalten. Im kalten Norden Däne 
verspritzt hatten und unter unsäglichen Martern mit 
dem Namen Jesus auf den Lippen ihren Geist aus 
hauchten, da beteten die damaligen Bewohner von 
Bsntia (Linz) noch zu Jupiter, dem obersten Gotte 
der Römer, dem sich eine riesige Schar von Göttern 
und Göttinnen anreihte, die aber alle mitsammen 
das Weltreich der Römer nicht vom Untergange zu 
retten vermochten. Doch das Licht des Christenthums 
fand auch seinen Weg nach Lentia. Legionssoldateu 
und reisende Kaufleute brachten die Kunde von der 
neuen Christuslehre auch nach Lentia, hinter diesen 
kamen schon die Lehrer des Christenthums, Wander 
bischöfe, und unter Kaiser Constantin dem Großen 
war auch in Lentia, wie im ganzen Lande, der letzte 
Rest keltischen und römischen Heidenthums verschwunden. 
Unter dem Fußtritte der wandernden Völker sank
	        
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