Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1893 (1893)

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Ferdinand Zöhrer, Buchhändler und Schrift 
steller in Linz, geboren zu Linz 17. Mai 1844, be 
suchte in den Jahren 1850—1856 die k. k. Normal- 
Hauptschule, in welcher er alljährlich aus den Händen 
des Schulrathes Adalbert Stifter, des bekannten No 
vellisten, erste Prämienbücher und im Jahre 1854 
aus den Händen des damaligen Statthalters, Frei 
herrn von Bach, als Lohn des Fleißes die silberne 
Medaille und ein Sparcassebnch als Stiftung Ihrer 
Majestät der Kaiserin Elisabeth empfieng. Nach ab 
solviertem Untergymnasium widmete sich Zöhrer, einer 
Lieblingsneigung folgend, dem Buchhandel, in welchem 
er leitende Stellungen, darunter im Welthause Benziger 
u. Comp, in Einsiedeln, Schweiz (Filialen in New- 
Iork, Cincinnati und Chicago in Amerika), bekleidete, 
heute in seiner Vaterstadt Linz selbständig ist. — 
Ferdinand Zöhrer's Thätigkeit als Jugendschriftsteller 
wurde von Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I. 
huldvollst ausgezeichnet und seine „Oesterreichisch- 
patriotische» Jugendschriften", wie: Kaiserbuch, Kaiser 
adler, Seebuch, Oesterreichischer Robinson, Donauhort, 
Oesterreichisches Künstlerbuch, Letzter Ritter, Oester 
reichische Alpengeschichten, Kreuz und Schwert, Oester 
reichisches Sagenbuck, haben ihm einen Namen er 
worben, der in Kreisen des UI. Tit. Clerus, der Schul 
männer, Erzieher und aller Vaterlandssrennde in der 
ganzen Monarchie einen guten Klang hat. Mit Ver 
gnügen folgte Zöhrer einer Einladung des kl. Tit 
hochwürdigen Msgr. Canonicus A. v. P. Pinzger, seine ^ 
Erfahrungen und Rathschläge dem oberösterreichischen ' 
katholischen Pressvereine als Fachmann zuzuwenden. 
v' Franz Sal. Schwarz, seit T890 Comitömitglied 
des kathol. Pressvereines, ist geboren zu Lasberg am 
4. September 1849, 1872 zum Priester geweiht, 
1872 Cooperator in Gmunden, wo er 1882 den 
kath. Gesellenverein wieder ins Leben rief, 1885 wurde 
er daselbst nach dem Ableben seines Herrn Pfarrers 
Pfarrprovisor und im selben Jahre noch provisorischer 
Religionslehrer in Linz. Im Jahre 1886 kam er als 
Religionslehrer an die k. k. Oberrealschule von Steyr, 
wo er auch Comitämitglied des kathol. Pressvereines 
für Steyr war. Seit dem Jahre 1888 wirkt Herr 
Schwarz als Religionslehrer an der k. k. Realschule 
in Linz. Herr Schwarz ist auch Ehrenbürger seiner 
Heimatsgemeinde Lasberg. 
Josef Flohinger, seit 1889 Comitömitglied, 
wurde am 12. Juli 1850 zu Tumeltsham geboren, 
1873 zum Priester tzeweiht, 1874 Cooperator in 
Mattighofen, 1877 Cooperator in der Stadtpfarre 
in Wels, Katechet an der k k. Mädchen-Bürgerschule 
und an der Filialschule zu Laahen, Präses des kath. 
Gesellenvereines, Leiter der Kleinkinder-Bewahranstalt, 
ord. Beichtvater der Kreuzschwestern daselbst, Seel 
sorger im Gefangenhause des k. k. Krcisgerichtes, 1890 
Stadtpfarrer in Wels. 
y/ Lambert Schmidbauer, seit April 1891 Mit 
glied des Pressvereins-Comitä, ist geb. am 27. Juli 
1849 zu Wernstein, 1872 zum Priester geweiht, 
wurde im gleichen Jahre Coop. in St. Georgen a/G., 
1874 Cooperator in Waldzell, 1876 Cooperator in 
Ried, auch Seelsorger im Gefangenhause und Katechet 
an der Volks-, Bürger- und Mädchenschule, 1883 
Pfarrer in Tumeltsham, Gründer und Redacteur der 
„Innviertler Volkszeitnng" (Dez. 1880), Redacteur 
des „Rieder Wochenblatt", 1891 Pfarrprovisor bei 
St. Josef in Linz. 
l/ Dr. Alois Hartl, seit April 1892 Comitämitglied 
des kath. Pressvereines, ist geboren am 31. Mai 1859 
zu Linz, wurde 1881 zum Priester geweiht, Coope 
rator in Wolfern, 1882 Kaplan an der deutschen 
Kirche dell’ Anima in Rom, 1883 Doctor des kano 
nischen Rechtes, Curat-Beneficiat in Schärding, Provisor 
in St. Florian am Inn, 1886 Provisor in Fried- 
burg und Cooperator in Mattighofen, 1887 Provisor 
in Freinberg, 1888 Religions-Professor am k. k. Staats 
gymnasium in Ried. 
Der Gottesleugner anf dem Holzweg. - 
Humoristische Skizze von Ferdinand Zöhrer. 
vjVyln n einem Samstagabende war es. Unter der 
cfu™ großen Linde im Garten vom Rösslwirt zu 
Kraxendorf hatten sich einige Stammgäste 
am großen Tische eingefunden, die nach voll- 
ö ^ brachten! Tagewerk sich bei heiterem Gespräche 
und einigen Partien „Lustigspielen" beim Wochen- 
schlnss einen vergnügten Abend gönnen wollten. Faßt, 
der Wirt „zum goldenen Rössl", der in seinen freien 
Stunden auch Bürgermeister von Kraxendorf war, 
eine behäbige Gestalt mit gutmüthigem Gesichte, saß 
obenan. Die bösen Mäuler, die es in der großen Welt 
und im kleinen Kraxendorf gibt, sagten, dass sich der 
Bürgermeister Faßt in der Wirtsstube mehr heimisch 
fühle, als in der Gemeindestube und der beste Gast 
beim Rösslwirt sei. Der Wirt brauchte dem Bürger 
meister nichts aufzukreiden, da sich in seiner höchst 
eigenen Person das Nützliche mit dem Angenehmen 
vereinte. Tipferl, der Gemeindeschreiber und die rechte 
Hand des Bürgermeisters, saß diesem zur Linken und 
warf sich in die schmächtige Brust-Schatulle — die 
Franzosen schreiben Chatouille — wenn ihn ein gnädiger 
Blick des Herrn und Meisters aus dessen kleinen, tief 
im kugelrunden Gesichte steckenden Aeuglein traf. Die 
wandernden Tischlergesellen, welche in der Verpflegs- 
station von Kraxendorf mit Tipferl in Berührung 
kamen, sagten nämlich als Fachmänner, dass man 
beim Gemeindeschreiber von einem Brustkasten nicht 
reden könne, da er so spindeldürr sei. Ein verstimmter 
Instrumentenmacher-Geselle behauptete allen Ernstes, 
Tipferl könne in einem Elarinett schlafen. Doch Tipferl, 
der große Geist in einem kleinen Körper, sprang wie eine 
Heuschrecke über solche Spottreden hinweg; er wusste ja, 
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