Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1891 (1891)

91 
schläger, bildeten die Herabsetzung des Zinsfußes für 
die Pressvereins - Schuldscheine und der Ban eines 
neuen Drnckereigebändes die Hauptgegenstände der 
Besprechung. 
Nach dem vorgetragenen Rechenschafts - Berichte 
betrugen die Einnahmen aus der Druckerei im Jahre 
1889 in Summa 44.883 fl. 02 kr.; die Ausgaben 
beliefen sich nach Abzug des an die Vereinscasse ab 
geführten Betrages per 1487 fl. 50 kr. auf 43.470 fl. 
53 kr. Die Zinsen der Stammcapitalien betrugen 
399 fl. 17 kr., der Wohnungszins 24 fl., die Mit 
gliederbeiträge 817 fl. 50 kr. Diese Einnahmen 
wurden zur Abzahlung von 900 fl. Hypothekarschulden 
und zur Bestreitung der Passivzinsen verwendet. 
Der Rechenschafts - Bericht wurde von der Ver 
sammlung genehmigend zur Kenntnis genommen und 
zu Rechnungsrevisoren für das Jahr 1890 die Herren 
Consistorialrath Helletsgruber, Consistorialbeamter 
Gruber und Bäckermeister Reschauer gewühlt. 
Der Vereinscassier, Prof. Sch mucken schläger, 
besprach die hohe Verzinsung der noch sehr bedeutenden 
Hhpothekarschuld, die Nothwendigkeit und Billigkeit 
einer Herabsetzung des Zinsfußes. Der Umstand, dass 
im Jahre 1890 neue Couponsbögen auszufolgen sind, 
biete hiezu eine passende Gelegenheit. Es entspann sich 
nun eine längere Debatte, ob ein bestimmter Zinsen 
betrag festgesetzt, oder den Gläubigern einfach eine 
Dividende in Aussicht gestellt werden soll, ob die 
Verzinsung halb- oder ganzjährig geschehen solle; 
schließlich einigte man sich dahin, es habe jeder Coupon 
eine Anweisung zu enthalten, dass Ende December 
vier Procent Interessen von der Vereinscasse be 
stritten werden sollen; es habe somit nur eine ganz 
jährige und nicht wie bisher eine halbjährige Ver 
zinsung stattzusinden. 
Schriftführer Hiegelsperger machte Mitthei 
lungen über den befriedigenden Geschäftsgang der 
Druckerei und die daraus hervorgegangenen Arbeiten. 
Er besprach ferner die localen Verhältnisse der Druckerei 
und die für manche Zeiten höchst wünschenswerte Ver 
mehrung des Setzerpersonales, die infolge des be 
schränkten Raumes unthunlich ist. Die hieraus für 
das Geschäft entspringenden Nachtheile, sowie andere 
im alten finsteren Hause bestehende Uebelstünde können 
nicht anders beseitigt werden, als durch den Bau 
eines neuen Druckereigebäudes. 
Zur Erwerbung eines passenden Baugrundes 
biete sich jetzt eine Gelegenheit, da die zur Stadtpfarr- 
pfründe Linz gehörigen Gründe an der neuen, in 
die Glockengießergasse einmündenden Straße verkauft 
werden, und er beantrage daher, dass der für eine 
Druckerei so passende Grund erworben werde. 
Viele der anwesenden Herren ergriffen für dieses 
Project das Wort und wurde einstimmig der Antrag 
angenommen: „Es werde das Pressvereins-Comitö 
ermächtigt, den zum Baue eines Drnckereigebändes 
nöthigen Grund anzukaufen und die nöthigen Schritte 
zur Beschaffung der Geldmittel und zum Baue des 
Hauses, in dem eventuell auch eine Lesehalle, beziehungs 
weise Volksbibliothek untergebracht werden könne, 
einzuleiten." 
Comitö-Mitglied F l o tz i n g e r, nunmehr Stadt 
pfarrer in Wels, berichtete über die Druckerei in Wels, 
über die zunehmende Auflage der „Welser Zeitung" 
(2200 Auflage), über die Nothwendigkeit einer zweiten 
Maschine und trügt den Rechenschafts-Bericht vor, 
welcher von der General-Versammlung genehmigt 
wurde. Der Obmann sprach zum Schlüsse den Dank 
ans: den Zeitnngs-Redacteuren Msgr. Hauser, Heinrich 
Binder und Georg Baumgartner, dann jenen Factoren, 
welche die Anstellung eines zweiten Redacteurs beim 
„Linzer Volksblatt" möglich gemacht haben, dem 
hochwürdigsten Herrn Bischöfe für seine aufmunternden 
Worte zugunsten der Presse im Diöcesanblatte und 
schloss um 6 Uhr abends die zahlreich besuchte Ver 
sammlung. 
Dem Wunsche, für die Filiale Wels noch eine 
Presse beizuschaffen, wurde entsprochen, indem von 
L. Kaiser in Wien eine Schnellpresse um den Preis 
von 3000 fl., welche Summe leider durch ein Dar 
lehen beim oberösterr. Volkseredit aufgebracht werden 
musste, angekauft wurde. 
Zum Ankäufe eines Baugrundes zu einem neuen 
Druckereigebäude wurden die nöthigen Schritte ein 
geleitet, his zur Stunde ist indes diese Angelegenheit 
noch zu keinem definitiven Abschlüsse gekommen, indem 
die Regierungsbewilligung zum Verkaufe des Grundes 
um den vom Pressvereine angebotenen Preis noch 
nicht herabgelangt ist. 
Wir können zum Schlüsse nicht umhin, unsere 
Druckerei in Linz und die Filiale in Wels allen 
Freunden der guten Sache angelegentlichst zu em 
pfehlen und zu ersuchen, nicht nur den eigenen Be 
darf an Drucksachen in den Druckereien des katholischen 
Pressvereines zu decken, sondern auch andere zu be 
wegen, mit ihrem Gelde den Freund zu unterstützen, 
nicht aber des Feindes Macht zu stärken. 
Grost im Leide. 
M- find' ich eine Kofi, ! 
Die nicht den Finger sticht? 
Ach, eine dornenlose 
Sah ich aus Erden nicht. 
Mo sind' ich ohne Jammer 
Ein Häuschen, noch so klein? 
Auch in die engste Kammer 
Zieht Aoth und Trübsal ein. 
Zeig mir die glatten Stege, 
Mo sich kein Fuß verletzt! 
Es sind des Lebens Wege 
Mit Dorn und Stein besetzt. 
Doch ob im Weltgetriebe 
Sich manches Dörnchen zeigt, 
Der Glaube und die Liebe 
Macht Alles, Alles leicht. 
12*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.