Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1891 (1891)

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Anregung, es solle eine Petrus-Statue in der zu 
künftigen Kathedrale der Diöcese verehrt werden, gieng 
schon vor Jahren von einem einfachen Diöcesan-Priester 
aus; der hochselige Bischof Franz Josef billigte den 
Gedanken, ja er hat auch in einem gewissen Sinne 
die Kosten der Statue (3500 Franks) auf sich ge 
nommen, indem diese aus dem Ertragnisse der heraus 
gegebenen Werke des hochseligen Gründers des neuen 
Domes bestritten wurden. Der Herausgeber dieser 
Werke ist aber der jetzige Hoch 
würdigste Herr Bischof und es 
gebürt Hochdemselben nicht bloß 
der innigste Dank, dass er die 
großen Mühen dieser Heraus 
gabe übernommen, sondern dass 
er den Ertrag in solcher Weise 
verwendet hat. 
Es war ihm, dem großen 
Verehrer des hl. Petrus, eine be 
sondere Freude und Genug 
thuung, diese Statue am Peters 
feste des Jahres 1890 unter 
außerordentlicher Theilnahme 
der Bevölkerung einweihen zu 
können. Papst Pius IX. verlieh 
mit Breve vom 15. Mai 1857 
jenen, die andächtig den Fuß 
des heil. Petrus küssen und zu 
gleicher Zeit für die Eintracht 
unter den christlichen Fürsten, 
für die Ausrottung der Irr 
lehren und für die Erhöhung 
der heiligen Kirche beten, jedes 
mal einen Ablass von 50 Tagen. 
Der heilige Vater Leo XIII. 
hat unterm 24. April 1890 
zugestanden, dass durch die Ver 
ehrung unserer Petrus-Statue 
im neuen Dome ganz so, wie 
durch die Verehrung der römi 
schen Statue jedesmal dieselben 
Ablässe gewonnen werden können. 
Möge diese Verehrung recht ge 
pflegt und die Diöcese unter 
dem Schutze des heil. Petrus 
stets treu der wahren, römisch- 
katholischen Kirche anhängen. Wo 
Petrus, da ist die wahre Kirche, 
sagt der heil. Ambrosius. Die 
Statue des heil. Petrus bleibt 
nicht an dem bisherigen Platze, 
sondern wird seinerzeit an einem 
der vier großen Hauptpfeiler des 
Mittelschiffes aufgestellt werden; dann wird auch der 
Stuhl, der jetzt aus Terrakotta gemacht ist, von 
Marmor und auch das Postament aus schönem Gestein 
(wie in Rom) angefertigt werden. 
Im Jahre 1890 wurde auch die Bemalung (Poly- 
chromierung) der Statue der Immaculata vollzogen. 
Dieselbe war schon vom Anfange an vom Bischöfe 
Rudigier beabsichtiget. Die Farbe gibt ja einer 
Statue Leben und Wärme. Die einzelnen Theile 
treten viel besser hervor und ohne Zweifel wird hiedurch 
die andächtige Stimmung bei dem gläubigen Beschauer 
gehoben und befördert. Die Bemalung von Stein 
statuen, auch jener von Marmor, wurde schon zu 
Zeiten der höchsten Blüte der Kunst in Griechenland 
und in Rom geübt, ist also gewiss vom Standpunkte 
der Kunst und noch mehr der christlichen Kunst zu 
lässig. In Ansehung der zukünftigen Bemalung wurde 
die Statue aus Sandstein und nicht aus Marmor 
verfertiget; dieselbe wurde aber verschoben, bis dass 
der Vorbau der Votiv-Kapelle 
beseitiget worden sein würde, 
wodurch die Beleuchtung, die bei 
der Bemalung zu berücksichtigen 
war, eine ganz andere wurde. 
Durch die Aufstellung der pracht 
vollen Mosaikfenster kam dann 
neues Leben in die Votiv- 
Kapelle, welches noch mehr 
erhöht werden wird, wenn auch 
die beiden großen Blendfenster 
noch mit Mosaikbildern aus 
gefüllt werden. Die Imma 
culata, die Hauptstatue, wäre 
dann gar zu einfach erschienen; 
und es war daher, wie der 
Bildhauer I. Gaffer, der die 
Statue seinerzeit angefertiget 
hat, bei seiner letzten Anwesen 
heit in Linz sagte, ein Gebot 
der Nothwendigkeit, dass nun 
endlich mit der Bemalung vor 
gegangen wird. Hiezu kam 
schließlich der wichtige Umstand, 
dass sich ein Wohlthäter fand, 
der die Kosten dieser Bemalung 
der Statue sammt den sie um 
gebenden neun Engeln und der 
Vergoldung des Baldachins an 
den hervorragenden Stellen zu 
bestreiten sich bereit erklärte. 
Die Bemalung geschieht nach 
dem Antrage des so kunstver 
ständigen, nun seligen ?. Florian 
Wimmer, unter Genehmigung 
des Dombaumeisters Stütz, des 
Herrn Architekten Otto Schirmer, 
der in seinem Gutachten über 
die Bemalung besonders die 
Nothwendigkeit vom technischen 
Standpunkte hervorhob, von dem 
bekannten Wiener Historienmaler 
KarlJobst, den Bildhauer Gasser 
empfohlen hat. 
Auch die Statuen des heil. Joachim und der 
heil. Anna werden seinerzeit, den daneben befindlichen 
Mosaikbildern entsprechend, polychromiert. 
Ein Mangel bei der Votiv-Kapelle war die nicht 
genügende Beleuchtung. Die Leuchter- Stellage, die an 
hohen Festtagen vor der Muttergottes - Statue auf 
gestellt war, erschien gewiss als ein Provisorium, dessen 
Entfernung jeder gerne wünschte. Nun sollte nach 
der Anordnung des Dombaumeisters Stütz an den 
Wänden aus einer zierlichen Vergitterung die ent- 
NeL^us-SLcrLire.
	        
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