Volltext: Kriegsfinanzen. Reichstagsrede am 10. März 1915 1. Teil [41/42] (1 / 1915)

bedürfen. Mir scheint, wir werden alle mehr oder weniger um- 
lernen müssen; denn die Zeit, die wir durchmachen, ist das größte 
Erlebnis, das je einer Generation beschieden war — und Erleben 
heißt für den denkenden Menschen Lernen. 
Aber ich wollte nicht von der Zukunft sprechen, sondern von 
der Gegenwart. Ich komme also zum Haushaltsentwurf. 
Der Entwurf ist in der Geschichte des Deutschen Reiches 
das erste Kriegsbudget. Sie dürfen sich deshalb nicht wundern, 
wenn er schon äußerlich anders aussieht als seine unmittelbaren 
Vorgänger. Es geht ihm wie so manchem einst wohlbeleibten 
Landwehrmann und Landsturmmann draußen im Felde: er ist um 
einige Pfund magerer geworden. 
(Heiterkeit.) 
Aber, meine Lerren, das ist leider nur äußerlich; 
(erneute Heiterkeit) 
der innere Unterschied geht nach der andern Seite, und dieser 
innere Unterschied ist beträchtlich größer. Die Summen, die wir 
für die Weiterführung des Krieges benötigen, lassen diesen Etats¬ 
entwurf in seiner Gesamtheit mit mehr als 13 Milliarden Mark 
abschließen, also mit einer Summe, die etwa viermal so groß ist 
als der größte Etat, der Ihnen bisher jemals vorgelegt wurde. 
Meine Herren, die 10 Milliarden für die außerordentlichen 
Kriegsausgaben geben dem Haushaltsentwurf sein eigentliches 
Gepräge. Aber die Wirkungen des Kriegszustandes erschöpfen 
sich keineswegs in dem außerordentlichen Etat, — sie greifen weit 
hinüber in das Ordinarium. 
Bei dem ordentlichen Budget standen wir geradezu vor einer 
unlösbaren Aufgabe. Das Budget soll seiner Natur nach ein 
Voranschlag der zu erwartenden Einnahmen und der zu leistenden 
Ausgaben sein. Ein solcher Voranschlag ist bei der Ansicherheit 
über die Zeitdauer des Krieges und bei der Ansicherheit über die 
Einwirkungen des Krieges auf die verschiedenen Etatspositionen 
geradezu eine Anmöglichkeit. 
Auf die Gestaltung des Reichshaushalts im laufenden 
Rechnungsjahre komme ich gleich zurück. Aber auch diese Se¬ 
tz
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.