Volltext: Das russische Orangebuch über den Kriegsausbruch mit der Türkei

legen müsse, was sie tun solle; daß Rußland, England und Frank- 
reich ihr heute auf jeden Fall um den Preis ihrer Neutralität 
volle Sicherheit und Garantie für ihr Territorium anbieten24), 
daß aber, wenn die Türkei sich mit Deutschland verbinde und 
Deutschland Mißerfolge erleide, die heute viel wahrscheinlicher 
seien, als vor 14 Tagen, die Folgen für die Türkei absolut un¬ 
übersehbar sein würden. Grey sagte ferner, daß nicht ein 
Feilschen über den einen oder anderen Punkt des Gebiets¬ 
zuwachses oder über zukünftige Vorteile die Türkei zu einem 
Entschluß veranlassen ;würde, sondern allein die Furcht vor 
deutschen Mißerfolgen auf sie Eindruck mache, weswegen er 
diesmal zur Drohung gegriffen habe; Grey ist durchaus gegen 
den Gedanken, irgendeinen Gebietszuwachs anzubieten, er ist 
gegen das Angebot von Lemnos. Das würde nach seiner An¬ 
sicht Befürchtungen in Griechenland hervorrufen und vielleicht 
auch Venizelos25) dazu verleiten, sein Ohr anderen Einflüssen 
zu leihen. Grey liegt viel daran, im Falle eines Bruches mit 
der Türkei in Griechenland einen sofortigen und sicheren Ver¬ 
bündeten zu haben. Ein Länderhandel, um die Türkei zu ge¬ 
winnen, würde in den Balkanstaaten Unzufriedenheit hervor¬ 
rufen. Er glaubt, man müsse sich auf die Angebote beschränken, 
die Sie ganz zu Anfang vorgeschlagen haben — Garantie der 
territorialen Integrität und deutsche Konzessionen, aber nichts 
mehr. Er denkt, wenn man weiter ginge, so würde das zu 
keinem Resultate führen und schwere Ungelegenheiten hinsicht¬ 
lich Bulgariens und Griechenlands zur Folge haben. Der fran¬ 
zösische Botschafter erklärte, den Standpunkt Greys völlig zu 
teilen. Ich sagte, ich würde Ihnen genau Bericht erstatten, ver¬ 
stünde aber persönlich, daß die Argumente Greys unstreitig von 
Gewicht seien. 
BENCKENDORFF 
24) Siehe Anmerkung 9 zu Nr. 22. 
25) Venizelos, damals Minister des Äußern in Griechenland. 
86
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.