Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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stellung derselben, so ist er unfähig zu einer wahren Erkenntniß 
der Dinge? Zu einem Schluß dieser Art hätte Spinoza freilich 
kommen müssen, wenn er in erster Instanz den menschlichen Ver 
stand untersucht und von diesem Gesichtspunkt aus die Erkenn 
barkeit der Dinge festgestellt hätte. Dann aber wäre er ein kriti 
scher Philosoph in der Weise Kant's und nicht das vollkommenste 
Beispiel eines dogmatischen gewesen. Dann würde er von dem 
Wesen des Menschen einen ganz anderen Begriff gehabt und noch 
mehr darin entdeckt haben, als nur eine beschränkte Substanz, ge 
schweige denn einen Modus. 
So erklärt sich jener Widerspruch der zahllosen und bestimm 
ten Attribute aus dem Verhältniß zwischen Substanz und Modus, 
aus dem Begriffe des Modus, unter dem Spinoza diesen Begriff 
des Menschen zu denken genöthigt ist. Hätte Spinoza den Wider 
spruch nicht begangen und das Wesen des Menschen nicht als Mo 
dus gedacht, so wäre er nicht Spinoza gewesen, sondern entweder 
Descartes oder Leibnitz oder Kant. Hätte Spinoza diesen Wider 
spruch eingesehen, so würde er sich demselben nicht ausgesetzt ha 
ben. Es ist einer jener inneren und tiefliegenden Widersprüche, 
die das System vermöge seines ganzen Charakters in sich trägt, 
und die dem Philosophen selbst eben darum verborgen bleiben, 
weil sein Nachdenken ohne Rest in dieses System aufgeht.
	        
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