Volltext: Einige Worte über Erziehung

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Viele Aeltern glauben die Sache nicht so genau nehmen 
zu müssen. Der Knabe kommt ja in die Schule; darin werde 
er schon Mores gelehrt und gut werden. Zu diesen sage ich : 
Ihr habet den Teig zu Hause angemacht, ihr habet ihn ge 
knetet , ihr habet ihn geformt und nun sendet ihr ihn in die 
Backanstalt (die Schule), damit er darin ausgebacken werde. 
Gut! könnet ihr aber vernünftiger Weise erwarten, dass aus 
schlechtem Teige gutes, schmackhaftes Brod gebacken werden 
könne ? könnet ihr euch einbilden, dass die Schule unbedingt 
das nachholen werde oder überhaupt nachholen könne, was ihr 
daheim vernachlässiget habet ? 
Während ihr vorzugsweise die Sittlichkeit eueres Kindes 
zu pflegen hattet, hat die Schule bei Ueberwachung dieser 
letzteren, bei Bestrafung jeder Verletzung derselben, vorzugs 
weise jene Kenntnisse demselben beizubringen , deren alleiniger 
Besitz schon eine Zierde ist, und welche bei jeglicher Dichtung 
unserer Lebensbahn von Nutzen oder für irgend einen beson 
deren Beruf erforderlich und nothwendig sind. 
ln der Schule bringt jedoch der Knabe täglich nur eine 
bestimmte Anzahl Stunden zu; die übrige Zeit ist er noch 
unter der Obhut seiner Aeltern oder deren Stellvertreter. Ein 
Glück für ihn, wenn jetzt noch durch letztere die Bestrebungen 
des Lehrers nicht nur nicht paralisirt sondern unterstützt, und die 
Autorität der Schule nicht nur nicht geschwächt, sondern ge 
hoben wird. Wenn aber, wie ich diess aus Erfahrung weiss 
und durch so manches Beispiel bekräftigen könnte, der heim 
kehrende Sohn sein schlechtes Zeugniss zu rechtfertigen sucht 
durch Anklagen der Lehrer, durch Herabsetzung ihres Werthes, 
so wie auch der Schule in wissenschaftlicher und sittlicher 
Beziehung , und wenn die Aeltern in All dieses nicht nur willig 
einstimmen, sondern es auch mit einem gewissen Eifer vor 
Andern als ihre Ueberzeugung aussprechen, so wird wahrlich
	        
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