Volltext: Unsere Soldaten

20 
Sankt dorlans jünger. 
Des Krieges schweres Tagwerk weiß nicht nur immer von 
Überfall und Vernichtung zu reden. Inmitten dieser harten Not¬ 
wendigkeiten vergessen unsere braven Soldaten doch nie ihre 
Mannespflicht barmherziger Hilfe; vor dem wunden oder gefangenen 
Feind so wenig, wie jener bürgerlichen Bevölkerung gegenüber, 
die ihr trauriges Schicksal just in der Schlachtenzone hausen läßt. 
Zwei Begebenheiten, als dafür besonders bezeichnend, seien hier 
aus vielen erzählt. 
Lag da die erste Kompagnie des elften Sappeurbataillons 
während einer eisigen Februarnacht in dem Ort Szczurawa ein¬ 
quartiert. Man muß die Art Dörfer kennen, Holzhaus dicht neben 
Holzhaus, an denen die plumpen strohgedeckten Dächer das Mäch¬ 
tigste sind. Mit muffiger Schwere scheinen sie den armseligen 
Unterbau wieder in den Boden hineinzudrücken, aus dem er gleich¬ 
sam erst mühselig gequollen ist, dieser Komplex zweier dumpfer, oft 
fensterloser Zimmer, die man nur gekrümmt betreten kann. Ähnlich 
einem Bestände gewölbter Sumpfpilze quetschen sich die Hütten 
aneinander und wie die Wohnstätten tuen ihre Insassen, die 
Winters um ihre verrußten, stets glutgenährten Herde oft gemein¬ 
sam mit den Haustieren hocken. Unsere Mannschaft zog es daher 
gewöhnlich vor, lieber auf die bequemeren Bodenräume zu klettern 
als sich in solche Mitteldinge von Stall und Zimmer einzunisten. 
So hatte auch der Gefreite Naftej Semeniuk gedacht, der durch 
die Bodenluke über Nachbardächer starrte. Friedlich wanden sich 
zwischen ihnen die euphemistisch Gassen benannten Jauchenzeilen, 
durch den Frost und leichten Schnee, der sie verkrustete und weiß 
bestöberte, zum erstenmal zu einem Schein von Reinlichkeit gebracht. 
Aus einem nahen Schlot spritzen Funken und verlöschen, vom 
Nachtwind zerwirbelt, in der Luft. Doch nicht alle; das Strohdach, 
um den Schlot schwarz und schneefrei, fing ein Gutteil ab. Und 
was jetzt dort begann, das war keines friedlichen Herdes Rauch 
mehr. Schwarzer Qualm schien plötzlich das Dach zu heben, und 
nun fuhr unter seinem dunklen Panzer das Feuer hervor, tausend- 
prankiger, prasselnder Scharlach. Der Gefreite schrie die Kameraden 
wach; er klirrte die Stiege hinunter in das schlafende Nest, rief mit 
Feueralarm alle Mann aus den Häusern, quetschte sich ihnen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.