Volltext: Unsere Soldaten

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Sechser Infanterie- 
Vieles wird man nach dem Kriege von den Taten des unga¬ 
rischen Infanterieregimentes Nr. 6 in diesem Feldzug erzählen 
können, heute sind aus der Fülle seiner heroischen und mannhaften 
Leistungen noch die wenigsten überliefert, aber schon diese be¬ 
zeugen, daß das Regiment seinem alten Ruf nicht untreu geworden 
ist. In Ungarn haben die Türken sie noch gekannt, hießen sie 
doch das siebenbürgische zweite Szekler Grenzinfanterieregiment. 
Dieses ergänzte sich aus dem Bezirk des Häromszeker und Udvar- 
helyer Stuhles. Schon 1788 haben diese wackeren Grenzer die 
Pässe ihres schönen Landes gegen die besten Janitscharentruppen 
verteidigt und seitdem gab es keinen Feldzug, wo sie nicht mit¬ 
gekämpft hatten. 1851 als Linieninfanterieregiment neu kon¬ 
stituiert, ergänzen sie heute ihre Mannschaft aus dem Ergänzungs¬ 
bezirk Ujvidek. Doch in allen Wandlungen des Namens und der 
Zeit ist bei ihnen eines gleich geblieben: der Todesmut und die 
unbeugsame Verwegenheit. 
Ein paar Episoden aus den Kämpfen dieses Krieges können 
heute schon erzählt werden. Da ist die des Fähnrichs Matthias 
Bischofs. Bei einem Nachtangriff führt er als Zugskommandant 
seine Leute gegen den Feind. Wie die Indianer anschleichend, 
brechen sie in der Dunkelheit in die feindliche Stellung ein und 
wüten darin mit Kolben und Bajonett, bis die Russen Verstärkungen 
bekommen. Fähnrich Bischofs, der vorn in erster Reihe kämpft, 
will gerade seinen Zug neu ralliieren, da plötzlich wirds ihm 
schwarz vor den Augen. Ein feindlicher Kolben hat ihn nieder¬ 
geschlagen, in tiefer Ohnmacht bricht er zusammen. Wie er nach 
Stunden erwacht, sieht er sich inmitten der russischen Stellung. 
Die Russen hatten ihn für tot gehalten, ihm eiligst die Waffe 
und vielleicht noch eiliger — sein ganzes Bargeld abgenommen. 
Mit der Bestattung der „Leiche" schienen sie sich Zeit zu lassen 
und das nützte Fähnrich Bischofs, der mit dem wiedergekehrten 
Bewußtsein auch rasch wieder alle seine Sinne beisammen hatte, 
glücklich aus. Da er unter keinen Umständen den Russen, die 
ganz nahe lagerten, sich ergeben wollte, beschloß er, sich weiter 
tot zu stellen, und blieb so bis zur Nacht unbeweglich und unbe¬ 
helligt liegen. Dann machte er sich auf, schlich durch die russischen
	        
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