Volltext: Vorsicht! Feind hört mit!

Hans Helm ^ Nicolai und seine Helfer 
Bei jedem Oberkommando unterstanden der Abteilung HI 6 beim Großen Haupt¬ 
quartier besondere Nachrichtenoffiziere, und zwar galt dies auch für die meisten Ober- 
kommandos der verbündeten Armeen. Diese Armeenachrichtenoffiziere waren gleichzeitig 
die Leiter des Nachrichtendienstes in dem Bereiche der Armee, der ste zugeteilt waren. 
Ihr Aufgabenkreis war der Nachrichtendienst im Operationsgebiet, d. h. der sogenannte 
Truppennachrichtendienst. Im Interesse einer straffen Zentralisation durften ste stch nur 
in ganz besonderen Ausnahmefällen mit einem Agentendienst befassen. Sie hatten ihre 
Nachrichten durch die Truppe, Gefangenenverhör, Flieger- uyd Erdbeobachtung usw. zu 
beschaffen. Der Geheime Nachrichtendienst bildete eine besondere Abteilung des Nach¬ 
richtendienstes. Seine Leitung lag in Händen eines Stabsoffiziers. Während die Entente¬ 
staaten ihre vorgezogenen Nachrichtendienststellen schon in Friedenszeit im neutralen 
Ausland bis an die deutsche Grenze geschoben hatten, arbeitete der deutsche Nachrichten¬ 
dienst nur von deutschem Boden aus. Bei Beginn des Krieges wurde eine Anzahl 
sogenannter Kriegsnachrichtenstellen geschaffen, die rings an der Grenze des neutralen 
Auslandes auf deutschem Boden ihren Sitz hatten. Von dort aus gingen die Fäden über 
das neutrale Ausland bis ins Innere des Feindeslandes. Ausschlaggebend für die erfolg¬ 
reiche Arbeit dieser Kriegsnachrichtenstellen war die Auswahl der Persönlichkeiten. 
Nicolai sagt selbst: 
„Auf einem Gebiet wie dem des geheimen Nachrichtendienstes ist alles unzuverlässig 
außer dem Offizier. Deshalb war der deutsche geheime Nachrichtendienst vor allem ans 
der Persönlichkeit seiner Offiziere aufgebaut. Die Auswahl setzte bei den im geheimen 
Nachrichtendienst tätigen Offizieren überlegene Klugheit und Menschenkenntnis voraus, 
die Verwendung Ruhe, Energie und Verautwortungsfreudigkeit, die Berichterstattung 
vertrug nicht Ehrgeiz oder Voreingenommenheit irgendwelcher Art. Viel blieb bei dieser 
Dienstauffassung, zu der die sehr wirksamen Schutzmaßnahmen des Feindes traten, nicht 
übrig. Daher war aber für das wenige Verbleibende die größtmögliche Zuverlässigkeit 
gesichert." 
Im Jahre 1916 zeigte sich die Notwendigkeit, auch im Innern Deutschlands an 
den wichtigsten Plätzen Nachrichtenstellen zu schaffen, um die Kreise innerhalb Deutsch¬ 
lands, von denen anzunehmen war, daß sie durch geschäftliche oder private Beziehungen mit 
dem feindlichen Auslande ein Urteil über die dortigen Verhältniffe hatten oder daran 
interessiert waren, als Ouellen zu erfassen. Die Einrichtung derartiger Stellen hat sich 
durchaus bewährt. 
Das vierte Gebiet, die Beobachtung der deutschen und ausländischen Presse, beanspruchte 
besonders geschulte Kräfte. Es war dies die Aufgabe des der Abteilung HI B unter¬ 
stehenden Kriegspresseamtes. So scharf auch die Zensur der feindlichen Preffe 
war, so war es doch bei der intensiven Beobachtung durch das geschulte Personal möglich, 
in einzelnen Fällen auch militärisch wichtiges Material festzustellen. Dies bot eine will¬ 
kommene Ergänzung und Kontrolle der durch den Nachrichtendöenst eingeholten Meldungen. 
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