Volltext: Vorsicht! Feind hört mit!

Hans Helm ~ articolai und seine Helfer 
weisen konnte. Andererseits ergab die Tätigkeit des Abwehrdienstes wiederholt die Möglich- 
keit für den Nachrichtendienst, seine Organe erfolgreich einzusetzen. 
Der plötzliche Übergang znm Kriegszustand erwies, daß die Maßnahmen nicht aus¬ 
reichend genug waren. Der Erfolg war die plötzlich einsetzende Spionenfurcht, die die 
gefährlichen Spionenjagden mit sich brachte. Die erste Dienstanweisung Nicolais an 
den militärischen Abwehrdienst vom 13. August 1914 lautete daher: 
„Die Teilnahme der Bevölkerung ist wach zu erhalten, dies gilt namentlich, wenn 
die Operationen auf dem Kriegsschauplatz Truppentransporte durch das Inland erforderlich 
machen. Eine planlose Spionenfurcht ist dadurch zu vermeiden, daß der Bevölkerung 
bestimmte Anweisungen gegeben werden. Veröffentlichungen über Spionagevorfälle unter¬ 
liegen der Genehmigung durch den Generalstab. Bei sämtlichen Verordnungen für 
Spionagebekämpfung ist den Behörden gegenüber im Aufträge des Chefs des General- 
stabes der Armee mit der größten Entschiedenheit aufzutreten." 
Mit dem Einsetzen des Kriegszustandes mußte sofort eine Erweiterung und Um- 
organisation der militärischen Abwehr in der Heimat und Neuorganisation in den 
Operationsgebieten eintreten. Wichtig war der Umstand, daß militärischer Abwehrdienst 
und Nachrichtendienst in einer Hand, und gerade in der Hand Nicolais, vereinigt waren. 
Erfahrungsgemäß dürfen Nachrichten und Abwehr nicht von ein und denselben Personen 
in der Praxis gehandhabt werden, da naturgemäß dadurch der Dienstzweig, dessen Aus¬ 
übung die schwierigere ist, darunter zu leiden hat, und das ist der Nachrichtendienst. 
Das Vordringen unserer Truppen machte die sofortige Einrichtung neuer Zentral- 
polrzeistellen notwendig, die ebenfalls der Abteilung IIIB unterstellt wurden. Dabei trat 
besonders der schon erwähnte Mangel an im Frieden ausgebildeten Beamten zutage. Gleich 
bei Kriegsbeginn versuchte man zwar, durch Schulung geeigneter Kräfte diesem Mißstand 
abzuhelfen, Naturgemäß machte stch jedoch die Abhilfe erst nach einiger Zeit geltend. 
In der Heimat übernahm die stellvertretende Abteilung M B in Berlin den Abwehr- 
dienst. Fünf Zentralpolizeistellen wurden eingerichtet, und zwar Berlin, Hamburg, Posen, 
Karlsruhe und Kassel. 
Es ist klar, daß die Tätigkeit Nicolais auf diesem Gebiet gleichfalls erheblichen 
Widerständen bei den eigenen Behörden begegnete. Die feindliche Spionage 
beschränkte stch ja nicht auf rein militärische Dinge, sondern ste ging mit ihren Organen 
gegen alle Zweige des deutschen Wirtschaftölebens vor, teils rein 
nachrichtlich, teils aber auch direkt schädigend durch organisierte Sabotage. 
Überaus langwierig und nervenzermürbend waren die Verhandlungen, die immer wieder 
geführt werden mußten, um irgendeine Behörde, die sich durch irgendwelche Maßnahmen 
des Abwehrdienstes getroffen fühlte, von der Notwendigkeit der Maßnahmen oder Unter¬ 
stützung der durchführenden Organe zu überzeugen. Besonders schwierig z. B. war cs, 
berechtigte Forderungen um schärfere Überwachung des Post- und Telegrammverkehrs 
und anderes durchzudrücken. Jede noch so kleine, durch den Krieg bedingte Einschränkung 
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