Volltext: Unsere Offiziere

79 
Im Schrapnellhagel- 
Vielfach begegnet man noch der Ansicht, es seien sämtliche 
Angustgefechte 1914 gegen die Russen hauptsächlich zur Rettung 
des Rückzuges gegen jene wahre Sturmflut von Übermacht ge¬ 
schlagen worden, die da gegen uns herangestürzt kam, gegen uns 
beinahe allein. Ein schönes Gegenbeispiel frischer Offensivkraft auch 
gegen das groteske Mißverhältnis der Zahlen, das damals waltete, 
gibt ein Gefecht, durch das in der dritten Augustwoche nordöstlich 
von Czernowitz die Russen mit prachtvollem Elan zum Lande hinaus¬ 
gejagt worden sind, daß es eine Freude war. 
Das Gefecht stand in einer Phase, die wahrhaft herzbeklemmend 
genannt werden mußte! Die Russen hatten frontal angegriffen 
und waren mit blutigen Köpfen zurückgejagt worden. Nun um¬ 
faßten sie unsere Stellung, und ein Halbbataillon, das wider sie 
in der Flanke hätte angreifen sollen, ivar durch einen Irrtum in 
falsche Richtung geraten. Es schien geradezu in sein Verderben zu 
rennen und der Brigadier mußte in rasender Eile den Entschluß 
fassen und durchführen, mit dem entlegenen linken Flügel auf die 
Russen zu drücken; das Halbbataillon konnte dann geradewegs 
auf den Feind losrennen. 
Hauptmann Rudolf Edler von Hödl des Infanterieregimentes 
Nr. 29, zugeteilt dem Generalstabe, erbat sich die Ehre und die 
Gefahr, den verzweifelten Ritt durch das eiserne Hagelwetter zu 
tun, um die entscheidende Meldung zu überbringen. Er nahm das 
Pferd eines Landsturmreiters unter sich und jagte, was das Tier 
hergeben wollte, in das Heulen der Schrapnellsaat hinaus, deren 
Rauchkugeln eine schauerliche Karikatur von Schäfchenwolken über 
den blauen Himmel hin zeichneten, während die Erde um ihn 
vom eisernen Herniederprasseln nur so spritzte und stäubte. Eine 
Füllkugel traf das zusammenzuckende Pferd am Hals. Hödl riß 
das strauchelnde Tier zurück und hielt weiter zu auf den weit 
links in Schwarmlinie aufgelösten Flügel. Vom Regen in die 
Traufe! Nach den Schrapnellstücken begannen die Jnfanteriegeschosse 
zu johlen und das Feuer der Maschinengewehre besprühte weitum 
die aufzuckende Erde. Aber der Hauptmann kam durch. Einen 
kleinen Steinwurf hinter der Front lag der Kommandant des 
Flügelregimentes. „Sofort über Rarancze auf den Meierhof Bucz
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.