Volltext: Spione und Verräter

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nicht hinlänglich konkurrenzfähig erscheinen mochte, 
bei diesem Anblick. 
Damals hatte ich sie zum erstenmal aufs Korn ge 
nommen. Dem findigsten Agenten meiner Abteilung 
— er amtierte als Zimmerkellner — war es tags vor 
her geglückt, ihrer Zofe einen Brief, den diese eben 
auf die Post zu tragen hatte, gegen einen ähnlichen 
auszutauschen. Das Schreiben, an ein Lausanner Post 
fach adressiert, enthielt scheinbar harmlose Mitteilun 
gen für eine Verwandte. Der Chiffernschlüssel war 
bald gefunden: der Brief vermittelte Auskünfte über 
unverkennbar militärisch wichtige Dinge. 
Nun galt es, doppelt vorsichtig ans Werk zu gehen. 
Gerade hatte der Oberst Graf Kalekhi die Göttin 
der Schönheit zum Tanz geführt, sich dann mit ihr in 
ein palmenumstandenes Separee zurückgezogen. 
Im Frack, als Servierkellner, präsentierte ich dem 
Paar schäumenden Sekt. Sie tranken, stießen an. Der 
Oberst leerte immer wieder sein Glas, drückte das 
herrliche Weib mit heimlicher Glut an sich. Sie ließ 
ihn gewähren. So diskret diese Zärtlichkeiten ausge 
tauscht wurden — ich hatte doch etwas Verdächtiges 
vernommen: Knistern von Papier. Das war mir Zei 
chen genüg. Ich stürze vor: 
„Herr Oberst, sofort zum Telephon! Kriegsmini 
sterium! 66 
Der Generalstäbler springt auf. Das schöne Weib ist 
erblaßt, bemüht sich, ruhig zu erscheinen. Ihre Rechte 
schiebt sich wie zufällig in den Ausschnitt der hauch 
dünnen Pariser Robe. Da fasse ich sie brutal
	        
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