Volltext: Feldgrau schafft Dividende

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Paris 1 
Ein Poilu zeigt mir den Eiffelturm, der wie ein dünner, 
grauer Strich in etwa fünfzehn Kilometer Entfernung auf 
taucht. Minuten später rollt unsere Wagenreihe über städti 
sches Pflaster. Das nördliche Weichbild der Stadt Paris 
ist erreicht. 
Nein, ich kann es nicht fassen, ich kann es einfach nicht 
fassen! Vor wenigen Stunden lag ich noch im Maschinen 
gewehrnest am Rand des Waldes von Villers-Cotterets, 
neben meinen Kameraden, neben meinen noch lebenden, 
noch atmenden Kameraden, und nun bin ich schon weit, 
schon ganz aus der Zone der Kämpfe heraus, bin zwar elend, 
blutend und übel zugerichtet, aber froh meines Daseins. 
Nur in solchen Augenblicken kann man den Wert des 
Lebens erkennen. 
Die Wagen fahren nun langsamer, ja fast im Schritt. 
Zivilpersonen drängen sich heran, schauen in die Fahrzeuge. 
Die Poilus beugen sich heraus, winken und rufen den Mäd 
chen Dummheiten zu. Drängen sich heran, die kleinen 
Franzosenmädchen, in Röckchen bis an die Knie, lassen ihre 
schwarzen, untermalten Augen über uns rollen, erspähen 
mich, den Deutschen. Gleich verziehen sie die grellroten 
Lippen, schürzen sie voller Verachtung, und die Kritik fallt 
kurz, aber vernichtend aus: „Sale boche!“ (Schmutziger 
Boche.) 
Auch ganz hübsche Zungen bekomme ich zu sehen, Zun 
gen von einer Länge, die mir für das Mündchen so kleiner 
und so netter Mädchen ganz ungewöhnlich scheint. 
„Du, Rosalie, du sollst etwas für den Stuhlgang tim, 
deine Zunge ist ganz belegt! Nimm ,Rizinusöl“, mein 
Goldkäfer!“ höhnt ganz trocken der Alpenjäger neben mir. 
Worauf die Schönen schimpfend und tobend abziehen. 
Straßen und Straßen! Wir müssen doch schon bald durch
	        
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