Volltext: Adalbert Stifter

Ginteitung. 
Bücherei Linz. 
Es' war in den vierziger Jahren, erzählt der bekannte Literatur- 
Historiker Emil Kuh in einer Monografie, die er kurz nach dem 
Tode Adalbert Stifter's in der „Wiener Zeitung" veröffentlichte, als 
der Dichter, dessen Andenken dieses Schriftchen gewidmet, seine ersten 
Arbeiten veröffentlichte. Was er zu geben hatte, stand in vollem 
Gegensatze zu den Gedanken und Empfindungen, die damals Ausdruck 
verlangten und gerne in dichterischem Kleide hervortraten. Ringsum 
Klagen über die Gefangenschaft, in welcher der deutsche Geist schmachtete, 
Zornlaute ob des Druckes, der auf dem Leben des Volkes lastete. 
Hohn gegen die Dränger, welche die Fesseln anzogen, wie gegen die 
Gefesselten, die sich ihrer nicht erwehrten, Proteste und Verwünschungen, 
Sturmrufe, Feuer- und Lärmsignale. Ans dem literarisch ain wenigsten 
geschulten Lande und aus der in diesem Lande harmlosesten Stadt: 
aus Oesterreich und Wien waren die ersten poetischen Sendboten hervor 
gegangen. Den Unzufriedenen und Eifernden in der Heimat reichten 
die Gesinnungsgenossen inmitten der deutschen Nachbarstämme die Hand, 
und wie auch die Parteigänger hüben und drüben an Natnrlage, 
Charakter und Bildungsgrad verschieden waren: im Verdammen der 
politischen Zustände, im Gefühl ihrer Unerträglichkeit waren sie voll 
kommen einig. Nicht Oesterreich allein hatte Ursache über geistige 
Bevormundung und Erniedrigung zu seufzen, auch den übrigen Völkern 
deutscher Zunge war ein stattliches Theil des Elends zugemessen. Aber 
immerhin hatte Oesterreich noch seinen aparten Nebel, und was konnte 
nöthiger sein als die Bemühung, ihn zu zerstreuen, nun er schon das 
Athmen bedenklich erschwerte. Unsere Dichter trugen das Ihrige redlich 
dazu bei und wurden von den Brochurenschreibern und Zeitungscorre 
spondenten unterstützt, welche den Pressen in Hamburg und Leipzig 
reichlich Beschäftigung gaben. Wien führte mehrere Jahre den lyrischen 
Borstreit, das nämliche Wien, das zugleich als der Ort berühmt und 
berüchtigt war, wo die irdischen Freuden am schönsten gedeihen. Dem
	        
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