Volltext: Krieg und Staatsverwaltung

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mit diesem Betrage werden die Ersparungen auch als Deckung 
der Kriegskosten in Rechnung gestellt. Leider findet sich in 
den äußerst schätzenswerten Ausführungen der beiden Verfasser 
keine nähere Angabe darüber, auf welchen! Wege und mit welchen 
Teilbeträgen diese Summe von den einzelnen Verwaltungs 
zweigen aufgebracht werden soll. Haben die Verfasser, die sonst 
so mutig das dornige Gebiet der künftigen Finanzen betreten 
haben, vielleicht doch Bedenken getragen, das noch unbeliebtere 
Kapitel von der Sparsamkeit im Staatshaushalte näher aus 
zuführen? Ohne ziffernmäßige und begründete Ausführungen 
muß aber die Schätzung einer Ersparung von 300 Millionen 
als Ertrag der Verwaltungsreform zumindest als unsicher be 
zeichnet werden. Die Ereignisse der jüngsten Zeit lassen die 
Hoffnungen auf bedeutende Ersparungen noch aus einem anderen 
Grunde als bedenklich erscheinen. Die herrschenden wirtschaft 
lichen Schwierigkeiten haben es notwendig gemacht, den Staats 
angestellten in den Jahren 1916/17 Teuerungszulagen zu ge 
währen (ähnlich auch in Deutschland und Ungarn). Der Auf 
wand für diese Zulagen beträgt jährlich 532 Millionen und 
bei der gegenwärtigen Preisbildung aller Lebensbedürfnisse ist 
diese Entwicklung sicher noch nicht am Ende angelangt. Allerdings 
sind dieseTeuerungszulagen vorläufig nur als eine vorübergehende, 
für die Dauer des Krieges berechnete Maßnahme gedacht und 
können daher als Kriegsausgabe angesehen werden. Ob es aber 
möglich sein wird, die Bezüge der Staatsangestellten später 
wieder niedriger zu bemessen, scheint doch sehr zweifelhaft, be 
sonders wenn wir die Statistik der Preissteigerungen als Grund- 
Anderer Ansicht ist Stein Wender, Neues Wiener Tagblatt, 4. April 
1916: „Man hüte sich aber vor der Hoffnung, auf diese Weise auch ein 
Drittel der Kosten zu ersparen; der Staat wird vielmehr zufrieden sein 
dürfen, wenn er zur Hälfte von der Personalverminderung profitiert, die 
andere Hälfte wird wohl den Angestellten zufallen müssen, wenn der Kauf 
wert ihrer Bezüge nicht geringer sein soll als vor dem Kriege. Wir kommen 
daher zum Schlüsse, daß die Personalverminderungen nur zum Teil zugleich 
Geldersparungen sein werden, daß sie unbedingt notwendig sind und noch 
vor dem Kriege in Angriff genommen werden müssen, daß ihnen jedoch 
eine ausschlaggebende Bedeutung für die Deckung der Kriegskosten nicht 
zukommt."
	        
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