Volltext: Vom 9. Dezember 1914 bis 4. März 1915 (9.)

Nr. 11. 
Der Minister des Auswärtigen an die Botschafter 
in Berlin und Wien. 
Rom, 15. Januar 1915. 
Für den ausschließlichen Gebrauch Ew. Exzellenz teile ich 
Ihnen die Zusammenfassung einiger meiner jüngsten Unter¬ 
redungen mit. 
11. Januar 1915. 
Erste Unterredung: 
Fürst Bülow erzählte mir, daß Deutschland den Grafen 
Wedel, der in Rom und dann für mehrere Jahre in Wien 
Botschafter war, zu dem Zwecke nach Wien schickt, die öster¬ 
reichische Regierung dahin zu bringen, das Treutino an 
Italien abzutreten. 
Die größeren Schwierigkeiten, die ins Auge zu fassen 
sind und aus denen ein Ausweg gefunden werden müßte, sind 
nach dem Fürsten Bülow von zweierlei Art: 
1. Solche militärischen Charakters: das militärische 
Element wird Einwände dagegen erheben, daß während der 
Dauer des Krieges alle Militärpersonen entlassen werden, 
die aus der Gegend stammen, um deren Abtretung es sich 
handeln würde. Er sagte, daß die Trentiner im kaiserlichen 
Heer sich gut schlagen. Würde es nicht möglich sein, mit der 
Rücksendung der Soldaten bis zum Abschluß des Friedens zu 
warten? 
2. Solche dynastischen Charakters: man wolle nicht die 
Empfindlichkeit des Kaisers verletzen, der unter seinen Titeln 
den des Grafen von Tirol führt. Es böte sich eine Art for¬ 
malen Auswegs, indem man das Gebiet des alten Bistums 
Trient abtrete, das einen Teil des Römischen Reiches 
deutscher Nation bildete und erst in einer verhältnismäßig 
neueren Zeit Tirol angegliedert wurde. Aber welches waren 
die genauen Grenzen des Bistums? Fürst Bülow frug mich 
danach. 
Ich antwortete, in bezug auf die militärische Frage sähe 
ich nicht die Möglichkeit eines Aufschubes für die Entlassung 
der Militärpersonen aus den Provinzen, die abgetreten wer¬ 
den würden; die Abtretung als geschehen vorausgesetzt, würde 
jede Zurückhaltung der ausgehobenen Soldaten unter 
den Waffen einen bedauerlichen Eindruck in der öffentlichen 
Meinung Italiens machen. 
. ' In bezug auf die Frage nach dem Bistum Trient könne 
ich heute nichts sagen. 
Bei der Bildung des ersten napoleonifchen Königreichs 
Italien war das Treutino von Tirol getrennt und erstreckte 
sich bis Bozen.
	        
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