Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

99 
Diesem nach wurde das Schloß auch mit einem äußeren Graben, neuen 
Zwingmauern und Thürmen und anderen Bollwerken umgürtet, und die Stadt mit 
einer neuen starken Ringmauer, 15 einfachen Streitthürmen, 2 Doppelthürmen und 
4 Bastionen, und dazu niit einem breiten und tiefen Graben umschlossen, Schärding 
somit zu einer der stärksten Landesfestnngen umgestaltet. 
Die noch vorhandenen Ueberreste des äußeren Schloßgrabens und die daran 
hinlaufenden Zwingermauern, sowie die noch sichtbaren Stadtmauern, Thürme und 
der breite Stadtgraben rühren aus Herzog Ludwigs Zeit. 
Um nun diese Bauten, sowie andere bieser Art, bie er zu Jngolstabt voll¬ 
führen ließ, bestreiten zu können, forberte Herzog Lubwig von seinen Unterthanen 
die 20 Pfennig-Steuer; über dieses belastete er bie innerhalb bes Schärbinger 
Gerichtes befiublicheu Unterthanen bes Hochstiftes unb Domkapitels Passau, so wie 
anberer Laubsassen mit ungebührlichen Scharwerken, Gilten unb attberett Leistungen; 
fjieburch gerieth er mit bem Bischöfe Leonharb von Passau und dessen Bundes¬ 
genossen, dem Herzog Heinrich von Landshut, in bittere Feindschaft und Fehde. 
Auch erließ er von Schärding aus mehrere Verordnungen und Sprüche zum Nach¬ 
theile des Hochstiftes Passau (1432), errichtete neue Mauten zu Land und zu 
Wasser und erhob ungewöhnliche Zollabgaben?) 
Zu Scharding ließ Ludwig von allen Artikeln, bie auf beut Inn für 
Schärding nach Passau geführt würben, eine ungewöhnliche Mantabgabe abforberiv 
unb, weil bie Passcmer mit Berufung auf ihre uralten Freiheitsbriefe biefe Abgabeu 
zu entrichten sich weigerten, ihnen bie Salzschiffe hinwegnehinen unb zerschlagen; auch 
ließ er bas nach Passau gehörige Dienst- unb Zehentgetreibe aufhalten unb in den 
zum Im,bruckamte Passau gehörigen Wäldern viele Hundert Stämme Bauholzes 
„und XXVIIII jar hat herzog Ludwig, Hertzog in Batjent und Graf zu Mortauy, der Küuigin 
„in Frankreicb Bruder angefangen, den Zwinger an den Vorhof, das tor und die turn von gründ 
„herausgemauert, den graben pröchen von baiden seilten an das Ihn, auch den statzwingerturu, 
„das tor, genant allerheiligen, und das intor, und den zwinger von dem Aichpüchl bis an den 
„Vorhof des Best von Grund herausgemauert, den statgraben prechen und graben lassen, zu 
„baiden seiten in das in, und viel ander nützlicher pam getan, der ftat und vest schardingen in 
„acht jarn. bitt Gott für fein fei". 
Diesen Denkstein errichtete sich Herzog Ludwig selbst, wie er ähnliches mit den Denk¬ 
steinen zu Wasserburg und Schrobenhauseu und mit dem Grabsteine zu Ingolstadt gethan hatte. 
Die am Schluffe der Inschrift angebrachten Worte: „bitt Gott für seine Seele" scheinen deshalb 
angebracht worden zu seiu, daß sie sinnbildlich jeden durch die Vorhalle in die Kirche Eintretenden 
um das fürbitteude Gebet für den mit dem Kirchenbanne behafteten Herzog ansprechen sollten. 
Die Senlptur — Hautrelief — au diesem 5' hohen, 3' breiten, noch gut erhalteneu Denksteine 
weiset eine korrekte Zeichnung und gothische Inschrift. 
i) Der bischöfliche Notar, Thomas Strabhover, appellirte am 22. Jänner 1433 gegen 
diese Verordnungen; Bnchinger's Geschichte von Passau, II., Seite 131. Der Mautner Sixt 
Niederer zu Schärding verfuhr hiebei sehr gewaltthätig; er verweigerte die Annahme 
passanischen Geldes und ließ alle, die den Zoll nicht mit bayerischer Müuze bezahlen konnten 
oder wollten, pfänden und ins Gefängnis werfen, und erst nach langer Haft gegen schweres 
^Lösegeld wieder in Freiheit setzen; nicht minder gewaltsam verfuhr der herzogliche Pfleger Jörg 
Frauen b erg er zu Schärding gegen die passanischen Hintersassen im Gerichte Schärding. 
13*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.