Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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wegen Bürgertreue und Tapferkeit ausgezeichnet worden war, wieder zu Bayern 
und zwar an Herzog Albrecht I. von Bayern - Straubing, der, größtentheils in den 
Niederlanden residirend, den Landgrafen Johann von Leuchtenberg, dann seinen Sohn 
Albrecht II. zum Statthalter über die niederbayerischen Erblande bestellt hatte. 
Dafür ging Tirol, das Kaiser Ludwig für das Hauptbollwerk seines 
Reiches gehalten, und das er um keinen Preis, nicht einmal um den der Absolution 
vom Kirchenbanne abgetreten hätte, für die Söhue Kaiser Ludwigs verloren, und 
Oesterreich trat dafür iu den Besitz dieser nnbezwinglichen, die Verbindung zwischen 
Deutschland und Italien vermittelnden Fclsenbnrg und legte durch diese Erwerbung den 
Grund zu seiner künftigen Macht und Größe. Der Ort Schärding selbst, wo 
der in den Blättern der österreichischen und bayerischen Geschichte unter dem Namen: 
„Schärdinger Friede" bekaunute Friedenskongreß wegen des Besitzes von 
Tirol stattgefunden hatte, erhielt hiedurch eine staatenhistorische Merkwürdigkeit. 
Dem Verluste Tirols für Bayern folgte in Kurzem (1373) jener der 
Mark Brandenburg, veranlaßt durch die Uneingkeit der herzoglichen Brüder, 
die der schlaue Kaiser Carl IV. von Böhmen so trefflich zu seinem Vortheile aus¬ 
zubeuten und zur Vergrößerung seiner Hausmacht so klug zu benützen verstanden hatte. 
Wohl hatte Schärding, weil als Gränz- und Stromveste zum Zank¬ 
apfel für die bayerischen und österreichischen Fürsten geworden, während der 
abgewichenen 120 Jahre viele Drangsale und Wehen ausgestanden; dennoch war 
jene Periode die des merkantilen und gewerblichen Emporblühens, der Vergrößerung 
des Ortes, der Ausprägung zu einer geregelten Mnnieipalverfassung; eine angesehene 
wohlhabende Bürgerschaft machte sich eingesessen, die sich nicht nur an den Ehren 
betheiligten, sondern vorkommenden Falls mit mannhafter Treue zu ihrem recht¬ 
mäßigen Fürsten stehend, zur Wehre griffen und den Ort gegen die anrückenden 
Feinde vertheidigten; daher die belobenden Anerkennungen und Privilegienbriefe 
von den Jahren 1316, 1348 und 1364. Wohl scheinen die beiden Herzoge von 
Bayern - Straubing, Albrecht I. und dessen Sohn, Albrecht II., den Schärdingern 
ihre für Oesterreich bewiesene Treue und Tapferkeit übel vermerkt und darum die 
ihnen von früher her verliehenen Stadtprivilegien nicht anerkannt zu haben; 
doch gewannen sie bald die Ueberzeugung, daß die Schärdinger aufs Neue den 
angestammten Fürsten mit Treue zu Willen standen; dieses machte sie anderen 
Sinnes und bestätigten ihnen das Stadtprivilegium. 
Uebrigeus war die abgelaufene Zeitperiode im Ganzen eine fast ununter¬ 
brochene Reihe wüthender Kämpfe und Kriege der Fürsten, selbst blutsverwandter, 
gegeneinander, wilder Fehden der Ritter untereinander und offener Rebellion, eine 
Zeit des wilden Fanftrechtes, roher Gewalt und ungebundener Willkür. 
i) Am 1. Februar 1366 verleiht „Ulrich der Mayer ze fand Florian die halbe Hube 
zu Hekkiug — Häckingergut — zu Leibgeding den Engelscholichs-Kindern von Dannering." 
Mon. boic. Tom. XXX, II. pag. 361.
	        
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