Volltext: Band I. Der Weltkrieg 1914 - 1915 (Band I. 1916)

In den weiten Ebenen Rußlands entscheidet die brutale Zahl. Die anstürmende Masse 
der Moslalen drängte unsere Front wiederholt zurück und zwang uns, der heranwogenden 
Flut ebenfalls Truppenmassen entgegenzuwerfen. Der einzelne Soldat, ja selbst der Offizier, ein 
Nichts unter Hunderttausenden, ein kleines Partikel in der riesigen Kriegsmaschine. 
Anders ist es hier im Gebirgskrieg. Auf schneebedeckten Höhen, wo oftmals kleine Ver¬ 
bände große Abschnitte zu bewachen und zu verteidigen haben, wo Bataillone, aus einen Raum 
von 5 bis 6 km ausgespannt, den Ansturm ganzer Brigaden aushalten mußten und konnten, 
kommt die Selbständigkeit des Unterführers, ja selbst des einzelnen Mannes, in ganz 
anderem Maße zur Geltung, als dieses in den Riesenschlachten des-östlichen und des westlichen 
Kriegsschauplatzes möglich ist. 
Allerdings stellt auch der Hochgebirgskrieg außerordentlich hohe Anforderungen an die 
Truppen. Es wurden Berge, die bisher für unersteigbar gegolten hatten, von unseren Leuten 
erstiegen und besetzt. Bei schärfster Kälte lagen Patrouillen monatelang auf von ihnen er¬ 
stiegenen Felshöhen im Winter unter einem überhängenden Felsen als Obdach, bis es endlich 
gelang, ein wenig Holz zum Bau eines Unterschlupfes zu ihnen hinaufzuschaffen. Der Krieg 
schärft den Verstand. Mit primitivsten Mitteln legten Offiziere, die keinerlei technische Vor¬ 
bildung besaßen, Aufzüge zu ihren Stellungen an und schufen kraft ihres gesunden Menschen¬ 
verstandes Einrichtungen, wie sie der geschulteste Techniker nicht besser hätte herrichten können. 
Mit unendlicher Mühe schafften zuerst die Träger auf ihrem Rücken Munition, Pro¬ 
viant und alles andere Notwendige auf die steilen Felshöhen hinauf, in denen unsere Stellungen 
lagen, dann wurden Saumpfade angelegt, die für Tragtiere gangbar waren, und zum Schluß 
kam die Seilbahn im großzügigsten Maße den Bedürfnissen der Truppen zu Hilfe, welche 
die großartigste Ersparnis an Menschen und Pfcrdekraft darstellt. 
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