Volltext: Heinrich Wottawa

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sievolle Arbeiten, welche den Stempel einer bedeutenden Indi 
vidualität trägem Die Echtheit der Empfindung, die aus ihnen 
spricht, nahm sofort für sie ein; was man da hörte, war ur- 
gesunde Musik, wie man sie in dieser neurasthenischen Kunst 
epoche selten genug zu kosten bekommt, reich an harmonischen 
Feinheiten, frei von Bizarrerie und Gesuchtheit. Von dynamischen 
Effekten macht Wottawa allerdings einen etwas ausgiebigen 
Gebrauch; die zu häufigen Crescendi mit plötzlichem Abreißen 
nach erreichtem Fortissimo sind für das Gleichgewicht und die 
Uebersichtlichkeit des Aufbaues so kleiner Sätze wie der zweite 
und dritte der Suite nicht gerade von Vorteil. Auch der Schluß 
der Musik zu ,Immenses überbietet sich an kraftvollen Steige 
rungen, die einander immer noch zu übertreffen suchen, ohne 
dies zu vermögen, so daß das geistreich konzipierte Stück gegen 
Ende ermüdend wirkt. Doch das sind kleine Mängel, welche 
gegenüber den Vorzügen der Werke kaum in Betracht kommen 
und dem Gesamteindruck nichts anhaben konnten. Die Ausführung 
leitete Kapellmeister Artur Löwenstein mit einer liebevollen Sorg 
falt und Hingebung, welche wohl zu dem Schlüsse berechtigt, 
daß er zu dem dahingegangenen Komponisten in nahen persön 
lichen Beziehungen gestanden habe und eine Pietätspflicht er 
füllte, indem er die Kenntnis seiner Werke der Öffentlichkeit 
vermittelte. Daß hiebei auch letztere gewonnen hat, bezeugte der 
große, ehrliche Beifall, welcher den Vorführungen folgte." 
Die Leitung des Wiener Waldhornklubs im Geiste Wot- 
tawas übernahm seither dessen oben genannter Schüler Doktor 
Anton Gatscha. Ein Vortragsabend im Hotel „Monopol" am 
11. März 1913 und ein solcher im Neuen Wiener Konzerthause 
am 23. März l914 brachten Wottawas tlir Polonaise, Valse 
noble und Ballszene, aber auch eigene Arbeiten Gatschas und 
vieles andere, alt und neu, woraus zu erkennen ist, daß ebenso 
die erhabene als die volkstümliche Kunst im Klub feste Wurzeln 
gefaßt hat.
	        
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