Volltext: Heinrich Wottawa

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Natürlich wollte Hartl einem mit Arbeit so überhäuften 
Freunde nicht noch mit „Direktiven und Wünschen" kommen. 
Doch hielt er ihn über den Fortschritt der Aktion auf dem lau 
fenden. Die Ueberbürdung Wottawas währte bis in den Sommer. 
Am 25. Juni schrieb er: „Eine Ueberfülle von beruflichen Ar 
beiten hat mich — ich kann sagen — monatelang abgehalten, 
unsere mir so sympathische Verbindung im Dienste Meister Ha- 
berts Vurch entsprechend konsequente Korrespondenz, der ja immer 
neue Anregungen entspringen, fruchtbar zu gestalten! In der 
Tat war ich bemüßigt, wesentliche Rückstände meines Arbeits 
programmes aufzuarbeiten!" Dann folgen die schon oben ge 
brachten Mitteilungen über Kompositionen und illustre Schüler. 
Gegen Schluß heißt es: „Nun drücke ich Ihnen noch meine 
herzliche Befriedigung über den allseitigen Anklang Ihrer herr 
lichen Biographie Haberts aus! Möchte der Beifall aller selbst 
losen, wahrhaft Sachverständigen dem Werke seinen Weg ebnen 
und Gottes Segen über der wachsenden Popularität Ihrer Ar 
beit walten, damit ihr Haupt- und Endzweck: Haberts Tonwerke 
zum eisernen Bestände auch des bescheidensten Kirchenchores zu 
machen — endlich erreicht werde! . . . Ich muß für diesmal 
leider schließen! Meine Frau, die sich Ihnen höflichst empfehlen 
läßt, wählt für diesen Sommer Gmunden zum Aufenthalte! 
Frau Habert, au welche ich wegen gefälliger Rekommandation 
passender Quartiere schrieb, hat mir dieserthalb unlängst ein 
Lebenszeichen gegeben!" 
Daß Wottawa in den Sommerferien den Habert-Gedanken 
weiter verfolgte, besser gesagt, ihn wieder aufnahm, wird der 
Leser wohl erwarten. Der folgende Brief vom 27. Juli an 
Dr. Hartl sei auch wegen seiner persönlichen Gemütlichkeit hie- 
her gesetzt: „Einen vierstündigen Aufenthalt in Linz benütze ich, 
Ihnen vorerst meinen freundschaftlichst verehrungsvollen Gruß 
von oberösterreichischem Boden ergebenst zu entbieten! Zugleich 
gestatte ich mir, Ihnen meinen Besuch für Sonntag den 29 d. M. 
mit dem um 6 Uhr 45 Minuten morgens in Ried einlangenden 
Personenzuge anzuzeigen. Hiemit will ich aber keineswegs meinen 
Besuch in Ihrer Wohnung zur unziemlichen Stunde um 
7 Uhr früh angedeutet haben; vielmehr beabsichtige ich, einem 
lange gehegten Wunsche zufolge, dem Hochamte in der Stadt 
pfarrkirche, das um 9 Uhr abgehalten werden dürste, anzuwohnen. 
Gestatten Sie mir, Sie hochverehrtesten Herrn Doktor, mit meinen 
besten Empfehlungen an Herrn Wintermayr zu betrauen und 
ihm ,gütigst' — aber ganz leise! — durch Ihre Güte zuraunen 
zu dürfen, daß sich im andächtigen Publiko am Sonntag ,jemand' 
(und zwar inkognito) befindet, der für eine Meß-Einlage aus 
der Feder und dem unerschöpflichen Geiste Johann E. Haberts 
dankbar, sehr dankbar wäre!! Oder — sollte ich am Ende 
gar so dumm sein, um das Glück zu haben, am Sonntag
	        
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