Volltext: Heinrich Wottawa

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händige Bruckner-Symphonie, dann allein das Septett von 
Beethoven aus der vierhändigen Klavierstimme. Das war ein 
gewaltiges Spiel, so gewaltig, daß es der Hausherr Winter 
mayrs zum Anlasse nahm, diesem am nächsten Tage — die 
Wohnung zu kündigen wegen nächtlicher Ruhestörung! 
Von Ried reiste Wottawa, begleitet von Hartl und Winter 
mayr, nach Tauskirchen, nur bis Neumarkt fahrend, dann zu 
Fuß, denn er wollte seinen Begleitern die Schönheiten des 
zwischen Neumarkt und Tauskirchen sich erhebenden Waldrückens, 
des Aichberges, zeigen, von dem man, bei allerlei malerischen 
Durch- und Fernblicken köstliche Lust atmend, zum Pfarrhofe 
Taufkirchen hinabsteigt. Des Nachmittags machten sie mit Pfarrer 
Klinger einen Gang in das drei Viertelstunden entfernte Dorf 
Höhenberg, geschichtlich nicht unbedeutend, mit einem Kirchlein 
aus dem 14. Jahrhundert. Herrliches Wetter, schattiger Gast 
garten. Wottawa voll Freude und Wonne. 
Im folgenden Winter bemühte er sich wieder, die ihm nahe 
stehenden Wiener Kreise für Hadert zu gewinnen. Am 4. Fe 
bruar 1901 schrieb er an Hartl: „Die Gräfinnen Zichy, Hadik 
und Lützow wünschen, angeregt durch meine Mitteilungen über 
Haberts Lebensgang und musikalische Bedeutung, unserer Sache 
beiz» stehen. Wie können diese Damen am besten etwas zur 
Verbreitung seiner Werke tun?" 
Aus einem Briefe vom 4. April geht hervor, daß er, nach 
dem seine Orchesterarbeit, an der er längere Zeit eifrig gear 
beitet, zu einem gedeihlichen Ende gelangt sei, nun seit einer 
Woche an einem größer angelegten Essay über Hadert arbeite. 
„Leider konnte ich früher nicht — mindestens nicht mit der 
notwendigen geistigen Gewecktheit — an die Behandlung dieses 
so riskanten Gegenstandes gehen. Riskant darum, weil mir 
eigentlich das Wichtigste mangelt: Die genaue Kenntnis der 
größten Werke Haberts. Dieser Umstand muß mich zu einem 
sehr diplomatischen Vorgehen in dem Aufsatze zwingen; er kann 
aber trotzdem den Endzweck meiner Arbeit nicht beeinträchtigen: 
Haberts Namen endlich ins Fahrwasser der breiteren musikali 
schen Öffentlichkeit zu bugsieren und parallel damit gewissen 
indolenten Auffassungen vom Werte und Zwecke einer wirklich 
stilvollen Kirchenmusik entgegenzutreten. Allerdings ist die Pla 
cierung meiner Arbeit in dem ,Neuen Wiener Tagblatteh wo 
ich sie so gerne sehen möchte, von Faktoren abhängig, deren 
Entgegenkommen mir nicht garantiert ist." 
Das Essay kam nicht zum Abschlüsse. Es hatte sich allerlei 
zusammengefunden, um das begonnene Elaborat und die seiner 
eventuellen Aufnahme in eine Wiener Zeitung geltenden Schritte, 
beziehungsweise die Fortsetzung bereits getaner Schritte auf 
lange hinaus zu stören. „Wie Sie ungefähr wissen", so schreibt 
Wottawa, dies mitteilend, am 7. Juli 1901, „habe ich eine größere
	        
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