Volltext: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Staats-Obergymnasiums in Krummau

Dr. G. Juritsch: Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen und 
Mähren im 13. und 14. Jahrhunderte. 1905. 
Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 
XVIII, XXII, XXX, XXXI. 
Uber die Geschichte einer Stadt geben nicht nur schriftliche Aufzeich 
nungen, sondern auch ihre Bauwerke, Art und Weise der Wohnhäuser 
und ihre Anlage Aufschluß. Diese steinernen, stummen Zeugen aus alter 
Zeit melden von wechselndem Geschick, von Kriegsnot und segensreichem 
Frieden und können so in mancher Kinsicht als Ergänzungen und Stütz 
punkte zu dürftiger schriftlicher Überlieferung herangezogen werden. Bei 
der Neustadt Budweis lassen sich Entstehung und Entwicklung nach beiden 
Gesichtspunkten verfolgen, während über Alt-Budweis die schriftlichen 
Angaben sehr spärlich gesäet sind und auch die erwähnten Anhaltspunkte 
uns im Stiche lassen, so daß es schwer ist, in das Dunkel jener Zeit 
Licht zu bringen. Deswegen mag sich einer Besprechung, der Neustadt 
die Untersuchung anschließen, ob aus de» späteren Beziehungen der 
beide» Ansiedlungen zu einander irgendwelche Schlüsse gestattet sind 
zur Kenntnisnahme der Verhältnisse von Alt-Budweis. 
Die Neustadt Budweis (nova civitas) verdankt gleich einer großen 
Zahl anderer Städte Böhmens ihre Entstehung der Gründung durch König 
Premysl Ottokar II. Kiezu dürfte der König einesteils durch volkswirt 
schaftliche Rücksichten bestimmt worden sein, um 'das Waldland der 
königlichen Kammer erträglicher zu machen, andernteils wollte er wahr 
scheinlich seinen Machtbestrebungen an der von ihm oft benützten Keeres- 
straße nach Österreich einen Stützpunkt verleihen und einen Riegel schaffen 
gegen das Vordringen des Kerrengeschlechtes der Witigonen, welche durch 
Gebietserweiterung mehr und mehr sich der Budweiser Ebene näherten, wo sie 
durch Anlage des Marktes Strodenitz bereits festen Fuß gefaßt hatten, und 
der königlichen Macht gefährlich zu werden drohten. Diese Gefahr suchte 
nun der König zu beschwören durch die Anlage der Neustadt Budweis am 
Zusammenflüsse der Maltsch und Moldau in der Nähe jener Ansiedlung, 
deren Bestand sich schon vorher nachweisen läßt unter dem Namen „ Budoy wicz, 
Budwag, Buduwyz“ (B. II. 1251, 1263 März 29, 1265 März 10). 
Nicht im Anschlüsse an eine Burg und auch nicht aus einem Markte 
hat sich Budweis zu einer Stadt entwickelt, sondern vielmehr aus grüner 
Wurzel wurde die Neustadt Budweis (nova civitas Budvicensis) neben 
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