Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Die Kämpfe an der Westfront 
bis Mitte Januar 1915 
Die ersten vier Kriegsmonate 
Amtlicher französischer Gesamtbericht 
Der „Völkerkrieg" hat seinen Darstellungen der Ereignisse im Westen stets die amtliche 
deutsche Ausfassung und deutsche Berichte zugrunde gelegt und die ausländische Presse, be 
sonders die gegnerische, nur soweit herangezogen, als ihre Meldungen und Schilde 
rungen die deutschen bestätigten oder ergänzten. Es würde ja auch zu weit führen, 
alle die vielen Meldungen unserer Gegner über unbedeutende eigene Erfolge, von denen 
durch deutsche Mitteilungen nichts bekannt geworden ist, auf das Maß ihrer Richtigkeit 
zu untersuchen. Dagegen hat es sicherlich einen Reiz und entspricht auch den Anforde 
rungen strenger Objektivität, wenn wir uns das Gesamtbild des bisherigen Kriegsver- 
lauss im Westen auch einmal so vergegenwärtigen, wie es der sranzöstsche Generalstab 
darzustellen für gut findet. Gelegenheit dazu gibt ein amtliches französisches 
Heeresbulletin vom 5. Dezember, das die Ereignisse vom 2. August bis zum 2. De 
zember zusammenfaßt, also teils den bereits dargestellten Zeitabschnitt behandelt, teils 
in den folgenden vorgreift. 
Nach der Feststellung, daß Deutschland sich in seiner Hoffnung getäuscht sah, Frank 
reich in drei Wochen niederzuringen, behauptet der Bericht, die an der Westgrenze des 
Deutschen Reiches mobilisierten Streitkräfte umfaßten 52 Armeekorps, denen zehn Ka 
valleriedivisionen zuzuzählen seien. „Obwohl Deutschland die Hoffnung auf einen glück 
lichen Handstreich gegen Nancy aufrecht erhielt, wagte es einen solchen doch nicht, ange 
sichts der Festigkeit unserer im Jahre 1913 verstärkten Deckung. Unsere Konzentration 
vollendete sich ungehindert. Sie mußte schmiegsam genug sein, um uns zu gestatten, die 
Hauptanstrengung an dem Punkte herbeizuführen, wo der Feind die größte Tätigkeit 
entwickelte. Die Verletzung der belgischen Neutralität bewies, daß sich die Entscheidung 
im Norden abspielen sollte. Aber wir konnten diese nicht herbeiführen, bevor die eng 
lische Armee an die Front gerückt war. Wir suchten deshalb in Elsaß-Lothringen mög 
lichst viele deutsche Armeekorps zurückzuhalten." (Sollte wirklich nur das die Absicht 
bei dem Vordringen gegen Lothringen gewesen sein? Vgl. I, S. 245.) 
Der Bericht faßt sodann die Operationen in Elsaß-Lothringen zusammen. „Die un 
glücklichen Vorgänge in Lothringen und Belgien nötigten uns, die Intensität unserer 
Unternehmungen im Elsaß einzuschränken. (Vgl. I, S. 270.) Nach der Uebergabe von 
Lüttich suchten die Deutschen gegen Givet und Brüssel vorzudringen und ihre Front 
gegen Westen auszudehnen. Sobald die Engländer bereit waren, ergriffen wir die 
Offensive in Belgisch-Luxemburg. Diese Offensive scheiterte unter großen Verlusten für uns." 
(Die Niederlage von Charleroi wird hier also unverblümt zugegeben. Vgl. I, S. 207.) 
„Am 26. August befanden wir uns in der Zwangslage, entweder unter gefährlichen Be 
dingungen an derselben Stelle weiterzukämpfen oder auf der ganzen Front zurückzuweichen 
bis zur Möglichkeit einer Wiederaufnahme der Offensive. Der Generalissimus entschloß 
sich für diesen zweiten Weg. Wir zogen uns also in Ordnung zurück, wobei wir An 
griffe auf den Feind unternahmen, um ihn zu schwächen und aufzuhalten. Die neue 
Offensive bereiteten wir durch die Bildung einer neuen Armee unter dem Kommando 
des Generals Maunoury vor. Aber der Feind ging so rasch vor, daß General Joffre 
Befehl erteilte, nötigenfalls bis zur Seine zurückzuweichen. 
Völkerkrieg. III. 
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