Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

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Der Krieg im fernen Osten 
In der letzten Nacht mußten sich unsere Posten vom Werk zurückziehen, weil der 
Feind etwa fünfzig Meter vor den Postenständen Maschinengewehre aufbaute und außer 
dem Stinkbomben in die Postenstände warf. In derselben Nacht warfen die Japaner 
eine Sturmleiter über die Hindernismauer, die von der anderen Patrouille herunter 
gerissen wurde. In dieser Nacht setzten die Japaner bei Jnfanteriewerk 3, unserm 
schwächsten Werk, das sie schon durch Artillerie ganz zerstört hatten, und dessen Hinder 
nisse durch den Feind weggeräumt waren, den Sturm an. Um */z12 Uhr fiel dieses 
Werk. Um 2 Uhr fiel Jnfanteriewerk 4; kurz daraus Jnfanteriewerk 2. Die Japaner 
drangen darauf in großen Massen durch die Lücken auf die Jltisberge, unsere Artillerie 
stellung, die sich gänzlich verschossen hatte. Damit war unser Schicksal besiegelt. 
Die Seekämpfe vor Tsingtau 
25. August. 
In Tsingtau befanden sich im Augenblick des Kriegsausbruchs der österreichisch-unga 
rische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" (vgl. I., S. 153), die deutschen Kanonenboote 
„Cormoran", „Iltis", „Jaguar", „Lux" und „Tiger", sowie das älteste 
deutsche Torpedoboot „8 90". Von diesen Schiffen wurden „Cormoran", „Lux" und 
„Tiger" unmittelbar darnach aufgelöst und die Besatzungen und die Kanonen zur Ver 
stärkung der Landverteidigung von Tsingtau benützt. 
2. September. 
S. M. S. „Jaguar" hat den bei Lientau aus einen Felsen aufgelaufenen japani 
schen Torpedobootszerstörer „Schirotaye" vollständig zerschossen. 
Der englische Torpedobootszerstörer „Kennet", der weit außer der Schußzone der 
Bucht vorübersuhr, verfolgte das draußen patrouillierende deutsche Torpedoboot „8 90". 
„Kennet" beschoß „8 90" mit seinen 7,6 Zentimeter-Geschützen. „8 90" nahm den 
Artilleriekampf mit seinen 5-Zentimeter-Geschützen aus. Kreuzer und Landbatterien 
haben nicht mitgewirkt. In einer Entfernung von 13 Seemeilen vor den Landbatte 
rien drehte „Kennet" ab und nahm Kurs nach Norden. „8 90" ist unverletzt in den 
Hafen eingelaufen. 
18. September. 
Die Japaner haben vor Tsingtau ein weiteres Torpedoboot, nach den einen Mel 
dungen durch eine Mine, nach den anderen durch einen deutschen Kreuzer (gemeint ist 
wohl die „Kaiserin Elisabeth") verloren. 
18. Oktober. 
Der japanische Kreuzer „Takatschio" wurde vor Tsingtau von dem deutschen Tor 
pedoboot „8 90" in den Grund gebohrt. Von der 264 Mann starken Besatzung wur 
den nur ein Offizier und neun Mann gerettet. Das deutsche Torpedoboot wurde nach 
dem Angriff 60 Meilen südlich von Tsingtau auf den Strand gesetzt und in die Lust 
gesprengt. Die ganze Besatzung ist gerettet. 
Den gelungenen Torpedoangriff schildert der Kommandant, Kapitänleutnant Brunner, 
folgendermaßen: „Am 17. Oktober abends ging „8 90" in See, passierte die Blockade 
linie und wich drei japanischen Torpedobootszerstörern, die zum Blockadegeschwader ge 
hörten, unbemerkt aus. Draußen kreuzte das Boot in der Nacht zum 18. Oktober auf 
der Suche nach feindlichen Schiffen. Endlich, gegen 1 Uhr 30 Minuten, wurde eines 
in dunklen Umrissen entdeckt, einen Schornstein und zwei Masten hatte es. Wir pürschten 
uns heran. Im spitzen Winkel ging es aus den Gegner los, die Maschinen des alten 
Bootes gaben ihr Letztes her. Das unbemerkte Herankommen an den Feind war mir 
nur möglich geworden durch das fast rauchlose Fahren der Heizer. Nun waren wir aus 
500 Meter herangekommen und ich drehte ab, um die Torpedos abzufeuern. In kurzer
	        
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