Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Unsere Kreuzer in den über eeischen Gewässern 
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12. Oktober. 
Zusammenfassender Bericht über die bisherige Tätigkeit des deutschen Kreuzer 
geschwaders unter Vizeadmiral Graf Spee, von einem Angehörigen des Admiralschiffs 
„Scharnhorst": „Wir sind seit dem 26. Juni unterwegs und seit dem 12. Juli dauernd 
gefahren. Die Tage in Ponape muß man auch als Fahrtage rechnen; wir gingen näm 
lich Seewache durch. Dort haben wir unsre Schiffe mobilisiert: nämlich unsere „Scharn 
horst", die „Gneisenau", sowie die „Nürnberg", die sofort von Amerika zurückgerufen 
worden war. Wie wir durch unsern Zeitungsdienst erfuhren, wuchs die Spannung 
zwischen Oesterreich und Serbien ständig. Bei uns wurde schon alles klar gemacht. Am 
6. August verließen wir Ponape in Begleitung der „Titania", unseres Hilfskreuzers. 
Keiner wußte, wohin es ging oder wann und wo wir den Feind treffen würden. Nach 
mittags hielt unser Admiral, Vizeadmiral Graf v. Spee, eine kernige Ansprache an 
unsere Besatzung, die mit einem dreifachen kräftigen Hurra auf Kaiser und Reich endete. 
Die Stimmung an Bord war tadellos. Unsern Kurs nahmen wir nach Nordost und 
liefen am 1l. August eine Insel an, wo sich am 11. und 12. August unsere Kohlen- 
und Lebensmitteldampser einfanden. Alles arbeitete so, wie wir es vorausgesehen hatten. 
Am 13. August fuhren wir, mit allem wohl versehen, weiter. Am 18. August erreichten 
wir die Marschallinseln. Aber schon nach dreitägiger Kohlenübernahme ging es wieder 
in See. Die „Emden" verließ uns mit Sonderbefehl am 22. August, ebenso die „Nürn 
berg". Am 6. September trafen wir wieder mit der „Nürnberg" zusammen. Sie 
brachte uns englische und amerikanische Zeitungen aus Honolulu. Nun bekamen wir 
einigermaßen Uebersicht über den Stand zu Hause. Alles war in fröhlichster Laune. 
Der Ozean ist so groß und weit: deshalb fahren wir fast nur mit der „Gneisenau" 
zusammen, damit wir möglichst viele feindliche Handelsdampfer kapern können. Auch sind 
wir ja nicht der großen feindlichen Uebermacht gewachsen. In Honolulu hatten sich 37 
Kriegsfreiwillige, fast alles Deutsch-Amerikaner, an Bord geschlichen; sie kamen erst auf 
hoher See zum Vorschein. Am gleichen Abend (6. September) verließ uns die „Nürn 
berg", um die englische Kabelstation zu zerstören. Sie lief am 7. September die Fanning- 
Jnsel an und stieß darauf wieder zu uns. Sie hatte die Station in die Luft 
gesprengt, das Kabel gekappt und in See geschleppt. Ferner erfuhren wir, daß feindliche 
Streitkräfte in Apia, der Hauptstadt von Samoa, wären. Sofort fuhren wir mit der 
„Gneisenau" dorthin, wurden aber bitter enttäuscht. Der Feind hatte bereits am 
29. August Apia verlassen und die Stadt mit 800 Mann besetzt. Wir fuhren weiter, 
ergänzten bei den französischen Gesellschaftsinseln unseren Kohlenvorrat und holten etwas 
Frischfleisch. Am 22. September erschienen wir vor Papeete auf der französischen Insel 
Tahiti. Es ist bekannt, daß die Unsrigen dort die drei Forts, das Kanonenboot „Zelse", 
die Werft und das Kohlenlager vernichteten. Die Forts schossen viel zu kurz. Wir 
feuerten ganz langsam, jeder Schuß sollte sitzen. Heute, am 12. Oktober, stieß auch die 
„Dresden"*) zu uns. Vielleicht gibt es noch ein Gefecht mit vier englischen Kreuzern, 
die die „Dresden" verfolgten. Ebenso soll die „Leipzig" zu uns stoßen, der ein japa 
nischer Kreuzer namens „Jdzuma" auf der Spur ist." 
Die Seeschlacht bei Santa Maria 
1. November. 
Amtliche englische Meldung: Am 1. November begegneten die Kreuzer „Good Hope", 
„Monmouth" und „Glasgow" den deutschen Kreuzern „Scharnhorst", „Gnei 
senau", „Leipzig" und „Dresden". Beide Flottenabteilungen steuerten in südöst- 
*) Die „Dresden" hatte an der atlantischen Küste Amerikas operiert (vgl. I, S. 166). 
Völkerkrieg. II. 18
	        
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