Volltext: Der Völkerkrieg Band 8 (8 / 1917)

138 Die Ereignisse an der Westfront im vierten Kriegshalbjahr 
sorgen hatten, sind einfach prachtvoll gewesen. Freilich brauchte man bei diesen Trans 
porten für die kurze Strecke von 3 bis 400 Metern bis hinunter nach Malancourt oft 
drei bis vier Stunden. Ganz besondere Bewunderung verdienen die Gefechtsordonnanzen, 
die bei Tage gehen mußten und die Befehls- und Nachrichtenübermittelung aufrecht er 
hielten. Sie mußten in Hellem Licht über die offene Hochebene hinüber. Zwanzigmal 
bei jedem Gang entrannen sie nur mit genauer Not dem Tode, wenn sie überhaupt 
durchkamen, und immer wieder traten sie ohne Wimperzucken den gefährlichen Gang an. 
Eine Meldung über einen Zwischenraum von etwa 1500 Metern dauerte durchschnitt 
lich sechs bis sieben Stunden, weil die Leute nur unter fortwährendem Sichdecken, 
Kriechen und zeitweiligem Springen ihren Weg machen konnten. 
Die Lage war unhaltbar, solange es nicht gelang, den Feind von dem Rücken der 
gegenüberliegenden Höhe 304 zu verdrängen." 
Die Einnahme von Bethincourt 
Am 9. April 1916 
Mit größter Zähigkeit hielten die Franzosen den landzungenartigen Vorsprung ihrer Front 
nach Norden, das Nordostende des sog. Sacks auf dem linken Maasufer in und um Bethincourt; 
auch noch als bereits die rückwärtigen Verbindungen durch das deutsche Vorgehen von den 
Flanken aus aufs schwerste bedroht waren und die einzige Verbindung mit anderen Teilen 
der französischen Front nur noch auf der Landstraße nach Esnes ermöglicht werden konnte, 
die zwischen den befestigten französischen Stellungen auf der Höhe 304 und den West 
hängen des „Toten Mannes" südwärts verläuft. Die Lage wurde von Tag zu Tag 
schwieriger; daß die Stellung in Bälde geräumt werden mußte, wenn die Besatzung nicht 
in deutsche Hand fallen sollte, ließ sich nicht mehr verheimlichen und so wurde das 
französische Volk durch amtliche Auslassungen (wie im „Havas"-Bericht vom 7. IV. 16) 
und Bemerkungen der Pariser Blätter langsam darauf vorbereitet. Natürlich hieß es 
dabei, diese vorgeschobene Stellung habe ihren Wert verloren, dagegen werde der 
deutsche Angriff an einer neuen Linie von Avocourt über die Höhe 304 und weiter 
bis Chattancourt ein unüberwindliches Hindernis finden. 
Charakteristisch für die französische Berichterstattung ist, wie schöngefärbt sie das 
Leben und Treiben in diesen von Tod und Verderben bedrohten Gräben schilderten. 
So erzählte der Kriegsberichterstatter des „Matin" (23. III. 1916), der durch einen den 
Friedhof von Bsthincourt durchquerenden Verbindungsgraben nach dem vordersten 
französischen Schützengraben vorgedrungen war, von den Poilus: „Man sieht ihrer nicht 
viele, denn nur in gewissen Abständen steht einer an dem Guckloch, das auch als Schieß 
scharte zu dienen hat. Das Auge fest an seiner Schießscharte, kümmert er sich nicht 
um den, der hinter ihm vorbeikriecht, paßt nur auf, ob sich vor ihm etwas bewegt. 
Diese vereinzelten Poilus sind nur die Wächter. Hinter ihnen warten die Züge, 
Kompanien oder Bataillone; Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, alles mit 
einander vermengt, bildet jetzt nur eine Seele. Was machen sie aber bis zu dem 
Augenblick, in dem es gilt, sich auf den Feind zu stürzen? Die einen spielen Karten, 
die anderen haben einen Spiegelscherben erwischt und machen mit einem Haarkamm 
ihre Toilette; denn wenn man nachher dem Feinde entgegengehen soll, muß man sich 
ihm doch in richtiger Verfassung zeigen. Nun kommt der General, der die vorderen 
Gräben besichtigt. Zwei Offiziere folgen ihm. Er trägt den neuen Stahlhelm, aus 
seiner Brust hängt an einem Riemen ein Kästchen aus Metall mit einer Maske 
gegen die Stickgase. Als Waffe trägt er nur einen Stock. Alle zehn Meter bleibt 
er stehen, um einige Worte an die Soldaten zu richten, deren Augen sich nie von der 
Ritze des Kugelfängers abwenden. „Geht's gut. Kleiner?" fragt der General. „Ja,
	        
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