Volltext: Der Völkerkrieg Band 8 (8 / 1917)

116 Die Eroberung von Serbien und Montenegro 
Armeen, die fich jetzt bei Paracin die Hand gereicht hatten, darauf an, im rücksichtslosen 
Fortschreiten zu bleiben. Durch den Anschluß der Bulgaren an den linken Flügel der 
Deutschen war auch der unmittelbare Einfluß des Feldmarschalls über die ihm unter 
stellten Heereskörper sichergestellt. Während früher zur Armee des Generals Bojadjew 
der durch Witterungseinfluß oft behinderte Funke die Anweisungen übermittelte oder 
unsere kühnen Flieger im Kampf mit den unberechenbaren Windströmungen jener Ge 
birgstäler für den Nachrichtenaustausch Sorge trugen, war jetzt der Verkehr von Truppe 
zu Truppe möglich. Schulter an Schulter, in einer zusammenhängenden Linie von der 
Grenze Montenegros bis zum Timok, schoben die drei Armeen den Feind vor sich nach 
Süden her. Der König der Schwarzen Berge schien sich nicht aus Abenteuer einlassen 
zu wollen. An der westlichen Morava kam es zu erbitterten Kämpfen. Die nördlich 
und südlich das breite Flußtal krönenden Höhen können von heldenmütigen Opfern reden, 
die Deutsche und Oesterreicher in treuer Waffenbrüderschaft gebracht haben, unvergeßlich 
bleibt jener siegreiche Kamps eines Bataillons gegen eine zwölffache Ueberlegenheit an 
dem Wege Kragujevac—Kraljevo. Vier Geschütze, 1300 Gewehre und der Abzug der 
Serben war der wohlverdiente Lohn. Eng verknüpft sind die Orte Cacak und der 
Uebergang bei Trstenik mit den tapfer geführten österreichisch-ungarischen Waffen. Die 
Geschichte der einzelnen Truppenteile wird später einmal Zeugnis von dem ablegen, was 
hier an Mut und Heldentum vollbracht worden ist. 
Wo der Serbe angegriffen wurde, wehrte er sich verzweifelt. Bisher war es der 
zweifellos sehr guten serbischen Führung fast immer gelungen, durch die Nachhutkämpfe 
Zeit zu gewinnen, um die Masse des Heeres in Sicherheit zu bringen. Jetzt wurden 
aber die Nachhuten überrannt und der Angriff ging weiter gegen die Hauptkraft des 
Gegners. 
Die Verwirrung und Auflösung der serbischen Armee steigerte sich mehr und mehr. 
Namentlich an den Bahnhöfen und Brücken von Kraljevo und Krusevac ging diese Auf 
lösung fast bis zur Panik. Immer wieder versuchten Eisenbahnzüge mit Material 
aller Art den Bahnhof Kraljevo zu verlassen, um nach Osten durchzukommen. Das 
Sperrfeuer deutscher Geschütze hinderte aber bald jeden Verkehr auf der Strecke, so daß 
alles in die Hände der Verbündeten fiel. Die Zahl der Gefangenen steigerte sich von 
Stunde zu Stunde, ebenso die Zahl der genommenen Geschütze. Der Anfang vom Ende 
der serbischen Armee war gekommen. 
Die Einnahme von Kragujevac 
Der Hauptwaffenplatz Serbiens, Kragujevac, der zum Vereinigungspunkt der Armeen 
Koeveß und Gallwitz bestimmt war, ist am 1. November 1915 von den Verbündeten 
besetzt worden. Ueber die Ereignisse bei der Einnahme, erhielt die „Norddeutsche All 
gemeine Zeitung" (6. XL 15) aus dem „k. u. k. Kriegspreffequartier" folgende Darstel 
lung: „Ein österreichisch-ungarisches Korps aus dem linken Flügel der nördlich und 
nordwestlich von Kragujevac vordringenden Armee Koeveß, das am 30. Oktober 1915 im 
Raume von Velky Senj und Cerovac gleichstarke feindliche Kräfte aus festen Stellungen 
vertrieben hatte, stand in Verfolgung des Feindes am 31. Oktober nördlich von der Straße 
Kragujevac—Grn. Milanovac mit Nachhuten im Kampfe. Zu derselben Zeit nahm ein 
deutsches Korps der Armee Gallwitz die Stellungen nördlich und nordöstlich von Kragujevac 
am Petrovackabach. Die deutschen Truppen vernahmen hier schon am Abend des 31. Oktober 
starke Detonationen, die verrieten, daß der Feind im Begriffe stand, Kragujevac zu 
räumen, und daher Sprengungen zur Vernichtung von Kriegsmaterial vornahm. Das 
deutsche Korps, in dessen Angriffsabschnitt die Stadt lag, schickte sich eben an, in die 
Stadt, die der Feind verlaffen hatte, einzurücken, als sich, geführt von dem früheren
	        
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