Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

228 Die Ereignis s e an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
Meter nordöstlich Logojsk, 70 Kilometer südöstlich Wilejka) mußte der Führer seine 
Truppe zurücklassen. Nur mit 40 der bestberittenen Jäger zu Pferde und einigen Pio 
nieren schlug sich Rittmeister Lohmann weiter durch alle Schwierigkeiten hindurch, seinem 
Ziel Zodzino (östlich Smolewicze) entgegen. In der Nacht vom 19. zum 20. Septem 
ber erreichte er dort die Bahnlinie und unterbrach sie nachhaltig an mehreren Stellen. 
Aus dem Dunkel der Nacht leuchtete der Bahnhof von Zodzino zu Rittmeister Lohmann 
herüber. Deutlich konnte er den Gesang russischer Soldaten aus den aus dem Bahnhof 
haltenden Transportzügen vernehmen. Von russischer Kavallerie scharf verfolgt, er 
reichte der schneidige Reiteroffizier glücklich seine Schwadron und mit ihr zusammen 
den Anschluß an eine dem Kavalleriekorps neu zugeteilte Kavalleriedivision bei Orpa. 
Um einer Katastrophe zu entgehen, hatte der Gegner inzwischen starke Kräfte bei 
Oschmjana und Soly mit Marschrichtung Nordost zusammengezogen. Mit täglich 
wachsender Ueberlegenheit ging er gegen die Hauptkräfte unserer Heereskavallerie in 
dieser Richtung vor. Für den 19. September war das Vorgehen einer deutschen In 
fanteriedivision von Geljuny auf Smorgon zu erwarten. Daher hielt die Kavallerie 
division bei Smorgon ihre Stellung, selbst nachdem der Anmarsch eines ganzen russischen 
Armeekorps über Linie Krewo—Boruny (20 Kilometer südwestlich Smorgon) festgestellt 
worden war. In einer brückenkopfartigen Stellung um Smorgon erwartete die kampferprobte 
Kavalleriediviston den Angriff des weit überlegenen Gegners. Die früheren Gefechte bei 
Meqszagola und Jawiuny hatten erwiesen, daß diese Kavalleriedivision in der Lage war, 
den Angriff eines ganzen Armeekorps mit zuversichtlicher Ruhe zu erwarten. Hatte doch 
damals sogar das russische Gardekorps nach mehrtägigen erbitterten Kämpfen gegen diese 
Division von weiteren Angriffen absehen müssen. 
Die erwartete Infanterie traf zunächst nicht ein, hingegen erneuerte der Feind am 
20. September seine überaus heftigen Angriffe unter Umfassung des linken Divisions 
flügels, der schließlich vor erdrückender Uebermacht zurückgenommen werden mußte. 
Gegen Abend wurde die Brückenkopsstellung unhaltbar. Nach zweitägigem hartem 
Kampf gegen Truppen fast eines ganzen Armeekorps — einer Glanzleistung unserer 
Kavallerie in der ihrer Eigenart doch so wenig entsprechenden Verteidigung — ging die 
Division auf das nördliche Wilia-Ufer zurück. Der Gegner drängte in dieser Nacht nicht 
nach, sondern begnügte sich mit dem Vorfühlen durch Patrouillen über den Fluß, wo 
inzwischen eine Infanteriedivision in Gegend Zodziszki—Dubatowka eingetroffen war. 
Neue Anordnungen des Armeeoberkommandos stellten an den folgenden Tagen dem 
Kavalleriekorps neue strategische Aufgaben und Ziele. 
Führer, Unterführer und Reiter haben in jener Zeit geleistet, was von ihrer Umsicht 
und Kühnheit, was von deutschem, unverwüstlichem Reitergeist gefordert und erwartet 
wurde. Die Anerkennung des obersten Kriegsherrn gilt als Ansporn zu neuen gleichen 
Leistungen. Eine seltene Anerkennung sollte unserer Kavallerie zuteil werden. Der feind 
liche Armeeführer, der am meisten den furchtbaren Druck der deutschen Reitermaffen in 
seiner Flanke und in seinem Rücken gespürt hatte, erließ folgenden, von uns im Schützen 
graben erbeuteten Befehl: 
„Die Kavallerie soll sich ein Beispiel an der energischen, mutigen und freien Tätigkeit 
der deutschen Kavallerie nehmen; ich halte dieses vorerst für genügend, um den Kaval 
lerieabteilungen, insbesondere den Kosaken und ihren Führern, den früheren Heldenmut 
ihrer Vorfahren ins Gedächtnis zurückzurufen — die genaue, kecke Aufklärung vor der 
Nase des Feindes, insbesondere in feinem Rücken, volle Freiheit, in seinen Batterien 
und Kolonnen zu wirtschaften, über seine ermüdete I. Infanterie herzufallen, das ist 
die Tätigkeit, von der jeder Führer leuchtende Beispiele aus der Geschichte der russischen 
Kavallerie wissen muß, denen die deutsche Kavallerie jetzt so erfolgreich nacheifert."
	        
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