Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

142 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
das eigene Vorstoßen zu erleichtern. Aber das Ergebnis des ersten Kampftages machte 
die Ausführung unnötig. Der Russe zog es vor, dieser Möglichkeit einer Umfassung 
auszuweichen und vor dem nördlich von Krasnostaw erneut einsetzenden deutschen Vor 
marsch in nördlicher Richtung kämpfend zurückzugehen. So gelangte man auch hier 
am 29. Juli bis Krupe und noch etwas darüber hinaus bis Pawlow und rüstete fich zur 
Verfolgung. Schließlich sind die Russen auch der westlich anschließenden österreichisch 
ungarischen Armee gegenüber zurückgegangen, die mit ihren Spitzen bereits bis in die 
Nähe von Lublin vorstoßen konnte. ... 
Der Durchbruch am Wieprz hatte, von der Führung zielbewußt und gründlich vor 
bereitet und von der Truppe schneidig und mit voller Stoßkraft durchgeführt, den ge 
wünschten Erfolg. Denn für die verbündeten Truppen war die nun nicht mehr gefähr 
dete Benützung der Straße Krasnostaw—Piaski zugunsten ihres Nachschubs von großer 
Wichtigkeit, von noch größerer die Unterbrechung der Straße Piaski—Cholm und der 
Aufmarschbahn des Feindes Jwangorod—Lublin—Cholm, die ihm Truppenverschiebungen 
ermöglicht und Munitionsersatz und Verpflegung ganz außerordentlich erleichtert hatten." 
Die Einnahme von Lublin und Cholm 
Am 30. Juli und 1. August1915 
Nachdem die Bahnlinie Lublin—Cholm überschritten und die Südfront des west 
russischen Festungssystems zertrümmert war, hingen die Eckpfeiler Cholm und Lublin 
in der Luft. Die Russen mußten sie räumen. Schon am Freitag den 30. Juli 1915, 
kurz nach Mittag, zog eine österreichisch-ungarische Dragonerpatrouille unter dem Kom 
mando des Oberleutnants Hörl, nach einem heftigen Gefecht am Rande der Stadt, unter 
dem Jubel der Bevölkerung in die polnische Gouvernements- und Kreishauptstadt Lublin 
ein, und am Sonntag den 1. August 1915 hat ein deutsches Korps die ukrainische Stadt 
Cholm, die Hauptstadt des Gouvernements Cholm, die von den Russen in der Nacht 
zuvor geräumt worden war, besetzt (vgl. S. 137). 
Obwohl ein vorgeschobenes Korps der vierten K. u. K. Armee des Erzherzogs Josef 
Ferdinand nach der zweiten Schlacht bei Krasnik (vgl. S. 64) durch die von dem komman 
dierenden russischen General eilends herbeigerufenen Verstärkungen von sechs aufgefüllten 
Infanteriedivisionen zurückgedrängt worden war, gelang es den Russen doch nicht, diesen 
Teilerfolg weiter nutzbar zu machen; aus den Höhen beim Fluß und Dorfe Bystryca 
wurden alle Anstürme der Russen abgewiesen. „Nur einem russischen Regiment gelang 
es," nach dem Berichte Leonhard Adelts im „Berliner Tageblatt", „über die Bystrzyca 
hinaus Raum zu gewinnen. In diesem kritischen Moment griff von Zakrzowek aus 
eine eben eingetroffene Honveddivision ein. Todmüde von dem anstrengenden Eilmarsch 
durch die Sandwüste, die Augen vom Staub verklebt, die Gaumen ausgedörrt, in 
glühendem Sonnenbrand warfen sich die Honveds auf die vordringenden Russen und 
jagten sie zusammen mit dem Regiment 14 über Bystrzyca hinaus zurück. Daraufhin 
nahm der russische Kommandant in der Nacht vor dem geplanten Angriff die Front 
auf die Höhen nordöstlich Bychawa zurück. Da aber gleichzeitig die Armee Mackensen den 
Nachbarabschnitt durchbrach (vgl. S. 141), gab er auch diese letzte vorbereitete Stellung vor 
Lublin auf, dessen halb zerstörter Bahnhof alsbald durch eine starke Kavalleriepatrouille 
besetzt werden konnte. Nachmittags zogen ein K. u. K. Korps und polnische Legionäre 
unter dem Jubel der Bevölkerung durch die Stadt, um die Russen aus den vorbereiteten 
Höhenstellungen sechs Kilometer nordöstlich zu werfen. 
Am nächsten Mittag begrüßten Stadtvertretung und Volk von Lublin den K. u. K. Korps 
kommandanten, Feldmarschalleutnant Roth, wenige Tage später, am 5. August 1915, 
den einziehenden Armeeführer, General der Infanterie Erzherzog Josef Ferdinand."
	        
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