Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 239 
Front zu. Plötzlich tauchte auch ein französischer Doppeldecker auf, der, von Westen 
kommend, mit seinen Späheraugen offenbar Einblick in unsere Stellungen gewinnen 
wollte. Beide Fahrzeuge kamen — ein Moment höchster Spannung hub an — einander 
schnell näher, und uns, die wir Zeugen des nun Kommenden waren, bot sich ein nerven 
peitschendes Schauspiel in den Lüften. Der Franzmann mußte bald einsehen, daß ihm 
sein Gegner überlegen war. Der Führer des deutschen Kampfflugzeuges parierte alle 
Manöver des französischen Piloten mit erstaunlicher Geschicklichkeit, sodaß dieser sein 
Heil in eiligster Flucht suchte. Das war für unseren Flieger das Zeichen zum Angriff. 
Schleunigst heftete er sich dem Fliehenden an den Schwanz und der Beobachter schoß, 
offenbar mit ruhiger Sicherheit, nach dem Insassen des feindlichen Apparates, der bald 
bedenklich ins Wanken geriet. Mit kühnem Schwung wandte der Deutsche seinen 
Doppeldecker ziemlich steil in die Höhe, sodaß er direkt über dem Franzosen stand. Im 
selben Augenblick sah man, wie der Feind im steilen Gleitflug zur Erde flog. Doch 
drei Sekunden später schoß eine gewaltige Feuergarbe aus dem Apparat. Man vernahm 
eine heftige Explosion, die das Flugzeug in Stücke riß. Der Motor und zwei Menschen 
sausten zur Erde nieder und nur noch Teile der brennenden Tragflächen schaukelten 
kurze Zeit, wie in der Luft umherwirbelndes Papier, zwischen Himmel und Erde. Ver 
mutlich hatte der Beobachter des deutschen Flugzeuges dem Feinde durch einen gut 
gezielten Bombenwurf von oben herab den Garaus gemacht. Zwar eröffnete die fran 
zösische Artillerie, die natürlich den Vorgang gesehen hatte, ein rasendes Feuer aus den 
abziehenden Deutschen, doch dieser zog unversehrt als stolzer Sieger davon. 
Verwundete Armierungssoldaten 
In einem längeren Bericht „Zwischen Münster und Hilsenfirst" in der „Vossischen 
Zeitung" erzählt Max Osborn folgendes Erlebnis: „Ein trauriger Zug kommt langsam 
den Waldsaum hinauf. Verwundete sind es, die von ihren Kameraden vom Verbands 
platz aus auf Tragbahren über den Bergrücken geschafft werden sollen. Die Steigung 
des Weges hemmt den Schritt der Träger, dadurch erhält das ganze Bild etwas 
doppelt Ergreifendes und Feierliches. Stumm neigen wir uns vor den armen Burschen, 
die in der vergangenen Nacht da unten bluten mußten. Einige scheinen schon wieder 
ein wenig erholt, die Zigarre — nach dem Morphium der willkommenste Tröster — 
kann sie schon erquicken. Aber andere haben jenen leeren, zu fernen Gestaden schweifen 
den Blick, den wir nur zu gut verstehen. Sie sehen wohl kaum, daß wir sie ehrfurchts 
voll grüßen. Doch welchem Truppenteil gehören die braven jungen Männer an? Nun, 
es sind Armierungssoldaten, die an der Verbesserung der Stellungen arbeiteten, und die 
mitten im fleißigen Schaffen grausame Granatsplitter trafen. Man hat in der Heimat 
vielfach über die „Schipper" gelächelt, als sei es eine harmlose und ungefährliche Han 
tierung, zu der sie entboten würden — man wird nicht mehr lächeln, wenn man hört, 
wie auch sie, wenngleich ohne Waffen, als Nichtkämpfer, bei ihrer mühevollen nnd für 
den Stellungskrieg gar nicht mehr entbehrlichen Tätigkeit ihr Leben einsetzen. Respekt 
auch vor diesen Jungens mit Hacke und Spaten, Hammer und Beil! Auch von ihnen 
wird das Letzte verlangt, das sie freudig tun. Auch sie bewähren sich, wenn es sich 
fügt, als Helden braver Pflichterfüllung.. .. 
Kaum sind wir halbwegs über den stark beschossenen Bergrücken, da kommen auch die 
Träger mit den Verwundeten. Sie müssen hier vorbei. Ich denke: das muß der französische 
Beobachter doch genau erkennen, daß hier jetzt Schwerverwundete fortgeschafft werden. 
Nun werden sie doch das Feuer einstellen. O, ich Neuling! Ich Tor! Gerade mit 
doppelter Heftigteit wird nun herübergeschossen. Rechts und links streuen die Spreng 
trichter ihren tückischen Inhalt aus. „Schonung"? „Menschlichkeit"? „Achtung vor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.