Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

76 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
ungarischen 30,5-Mörser haben, auch ihre Wirkung und ihre Durchschlagskraft sind viel 
geringer. Es kam oft vor, daß Achtundzwanziger-Granaten durch den Beton fuhren 
und nicht krepierten. Die Besatzung bessert während des feindlichen Feuers den Schaden 
aus, wodurch das Werk trotz der Anstrengungen der Italiener seine ganze Aktions 
fähigkeit beibehielt. 
Am 10. Juli wohnte der König von Italien der Beschießung des Forts bei und 
betrachtete über eine Stunde lang den Brand, der durch die infolge der Schüsse der 
italienischen Artillerie herbeigeführten Explosion entstand. 
Entgegen der Behauptung der Italiener, Fort Hensel sei größtenteils niedergekämpft, 
feuerte es ausgiebig weiter. Die Besatzung, Steirer, Kärntner und Böhmen, kämpfte 
mit unerhörtem Heldenmut, so daß jeder einzelne dekoriert wurde. Die Stimmung der 
Truppen blieb ruhig und zuversichtlich, ebenso die der Bevölkerung, die bald wieder in 
die unmittelbar hinter der Front gelegenen Gebirgsdörfer zurückkehrte. „Anfang August 
1915 wurde," wie Karl Hans Strobl dem „Berliner Tageblatt" berichtete, „die drei 
tausendste Granate gegen dieses Werk abgefeuert, die dreitausendste Granate aus schwerem 
und schwerstem Geschütz, von 21 Zentimeter aufwärts, die geringeren gar nicht mit 
gerechnet. Dreitausend Granaten dieses Kalibers, das ergibt ein Gewicht von ungefähr 
4000 Tonnen. Also 4000 Meterzentner Eisen haben sie gegen das Werk geworfen, und 
die Verteidiger harren aus, sie halten das Werk und sie werden es weiter halten, und 
wenn der Feind noch zehnmal so viel Geschosse aufwendete." 
Hinter der Front 
Von Paul Lindenberg 
Was man an der Front, umgeben von den aufregenden kriegerischen Ereignissen als 
selbstverständlich betrachtet, daß für eine rechtzeitige Zuführung der Reserven, der 
Munition, der Verpflegungsvorräte usw. gesorgt werden wird, das enthüllt sich hinter 
der Front als eine der schwierigsten Leistungen der modernen Kriegsführung, nicht 
minder verantwortlich als die Entscheidungen in den vordersten Kampflinien. 
Selbst die durch das Gelände hervorgerufenen Hemmnisse in den Karpathen erscheinen 
uns als ein Kinderspiel gegen jene schnell zu lösenden neuen Ausgaben, die der Alpen 
krieg zuweilen in erhabenen Höhen von 3000 Metern stellt. Ihm mußten sich erst viele 
der einzelnen Truppenverbände anpassen, und es zeigte sich da von neuem, daß, was 
kein anderes Lebewesen zu leisten imstande ist, der Mensch vollbringen kann: Ungeahntes, 
nie für möglich Gehaltenes, Bewundernswertes! Nur ein- oder zweimal ist's vor 
gekommen, daß Mannschaften, die aus dem ungarischen Tiefland stammten, zurück 
genommen werden mußten, weil einzelne „bergkrank" wurden; nach kurzer Verwendung 
an anderen Punkten verlangten sie dann von selbst, wieder jene Höhenstellungen in den 
Julischen und Karnischen Alpen zu besetzen. Man erfüllte ihren Wunsch und bereute 
es nicht. Welche Energie dazu gehört, welche Selbstüberwindung, geht aus dem Briese 
eines Ungarn hervor, den er seiner Eheliebsten daheim im Pustaorte schrieb und sie bat, 
den Stein am Ziehbrunnen — wahrscheinlich den einzigen weit und breit — fortzu 
nehmen, damit er ihn nicht mehr nach seiner Rückkehr fände: „Denn Steine kann ich nicht 
mehr sehen!" 
Neue, umfassende, auch für die Zukunft berechnete Straßenbauten sind entstanden, um 
die Gefahren und Schrecken der Berge zu überwinden; um den Kämpfern in den hohen 
Gebirgsstellungen alles Erforderliche heranzuführen, um Etappenstationen mit Vorrats 
magazinen, mit Wohnungen für Offiziere und Soldaten, mit Stallungen für die Pferde, 
mit Baracken für die Träger usw. inmitten öder Felseneinsamkeit zu errichten, unter 
Ueberwindung namenloser Schwierigkeiten. Aus Jochwegen, die nur von Jägern,
	        
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