Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

D i e italienischen Angriffe auf Tirol 
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Episoden 
Wie Sepp Jnnerkofler fiel 
Der berühmte Tiroler Bergführer Sepp Jnnerkofler ist am 4. Juli 1915 gefallen, 
nachdem die Italiener gleich nach Kriegsausbruch die seiner Mutter gehörige Dreizinnen 
hütte in Asche gelegt hatten. Erst lang darnach wurden Einzelheiten über den ungleichen 
Kampf bekannt. Darnach war Jnnerkofler, wie der „Frankfurter Zeitung" aus Tirol 
geschrieben wurde, mit zwei Mitgliedern der „Fliegenden Dreizinnen-Patrouille", den 
Unterjägern Forscher und Teifoner, sowie dem Unterjägcr v. Ratt aus einen Gipfel in 
der Nähe der Drei Zinnen gestiegen. Dort wurden sie von einem Trupp Italiener über 
rascht, einer Patrouille in der Stärke von etwa zwölf Mann, die offenbar die Ankunft 
der Sextener abgepaßt hatte. Auf eine Entfernung von etwa vier Metern entspann 
sich nun ein erbitterter Nahkampf, denn die Tiroler hatten es sofort, obwohl 
die Lage auf dem Gipfel für sie nicht sonderlich günstig war und sie die Uebermacht 
wohl erkannt hatten, auf einen Kampf ankommen lassen. Wer weiß, ob dieser nicht 
zugunsten der Tiroler ausgegangen wäre, aber die Italiener erhielten sofort Unterstützung 
von unten und bald standen die vier Mann gegen mehr als 20 Feinde; zudem feuerten 
aus der italienischen Stellung am Sattel Maschinengewehre. Da brach Jnnerkofler, von 
einem Schusse in die Brust getroffen, tödlich verletzt zusammen, Forscher wurde durch 
eine leichtere Verletzung kampfunfähig, und nun sahen die tapferen Sextener wohl ein, 
daß jeder Widerstand nutzlos für sie war. Ratt und Teifoner nahmen Forscher in die 
Mitte und, fortwährend gegen die Ueberzahl der Feinde feuernd, traten sie den Rückzug 
an. Die Welschen schossen wie wahnsinnig auf die Gruppe, und wer nicht schoß, der 
warf Steine, aber die drei entkamen trotzdem, wenn auch alle verwundet waren. 
Jnnerkofler war, nachdem er die todbringende Kugel erhalten hatte, zusammengebrochen, 
geriet beim Sturze über den Rand des Gipfels hinaus und flog über hohe Felswände 
in die Tiefe. Erst nach einiger Zeit war die Bergung der Leiche möglich, die in einem 
Schuttkar lag. Nach seinem Tode hat er jetzt die goldene Tapserkeitsmedaille erhalten, 
nachdem er seit Kriegsbeginn sich alle Auszeichnungen für Mannschastspersonen, die im 
Kriegsfälle für Heldentaten festgesetzt sind, erworben hatte; zudem war er vom Patrouillen 
führer zum Oberjäger befördert worden und neuerdings für die Beförderung zum Leut 
nant vorgeschlagen. Die Genossen seines Todestags sind ebenfalls ausgezeichnet worden. 
Ein Kriegsbildersabrikant 
Der Schweizerische Oberleutnant Heß war als neutraler Kriegsberichterstatter zur 
italienischen Front zugelassen worden und traf dort mit einer Gruppe französischer, 
englischer und italienischer Journalisten zusammen. Wie der Engländer sein Geschäft 
betrieb, erzählt Oberleutnant Heß im Berner „Bund" folgendermaßen: 
Zu der „Alliierten-Gruppe" gehörte ein älterer Engländer, der für ein illustriertes 
Blatt als Zeichner tätig ist, ein lustiger Herr, mit dem ich mich schon beim Journalisten- 
Souper herumgebissen hatte. Er war als Kavallerie-Volontär in Südafrika dabei ge 
wesen, hatte im Sudan als Zeichner Kamel geritten, war im Schlitten über den Baikal 
see und im Auto nach Mulden gefahren; aber daß er mitten in Europa zu Fuß im 
Alpengebiet herumklettern sollte, paßte ihm absolut nicht. Das helle, vorzügliche Quell 
wasser, das, zum großen Vorteil der Truppe, im Lagerplatz des zu besichtigenden Kom 
pagnieabschnittes aus dem Boden springt, brachte den Unzufriedenen wieder auf die Beine, 
verhals ihm zu seinem alten Humor und stärkte ihn zu seiner Arbeit, mit welcher er auch 
fogleich begann. Da ich einmal einen Einblick erhalten wollte, wie das Kriegszeichnen 
vor sich geht, postierte ich mich plaudernd neben ihn und zeichnete mit. Als wir fertig 
waren, hatte ich eine kleine Skizze in Händen, die das vom Feinde aus sichtbare originell
	        
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