Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

314 Die Schweizerische Eidgenossenschaft während des ersten Kriegsjahres 
des japanischen Roten Kreuzes. Eine Zweigstelle der Genfer Agentur wurde durch das 
dänische Rote Kreuz in Kopenhagen eröffnet; diese beschäftigt sich mit den Kriegsgefan 
genen der Russen und Deutschen auf dem östlichen Kriegsschauplatz, während das Rote 
Kreuz in Wien ein ähnliches Büro eröffnet hat für die kriegsgefangenen Oesterreicher, 
Serben und Montenegriner. 
Auf Wunsch der dem Roten Kreuz angegliederten Vermißtenvermittlungsstellen in 
Frankreich und Deutschland ist Anfang März 1915 in Zürich ein internationales 
Büro zur Aufsuchung vermißter Kriegsgefangener und Zivilinternierter auf 
dem westlichen Kriegsschauplatz unter Leitung von Dr. Jsenschmid gegründet worden. 
Das Büro befaßt sich ausschließlich mit den in Genf vergeblich angemeldeten Fällen. 
Es ist daher lediglich eine Ergänzung dieser Organisation des Roten Kreuzes. 
Solche Ermittlungs- und Auskunstsstellen befinden sich auch noch in Bern (die „Hilfs 
abteilung beim Friedensbüro") in Winterthur und in Freiburg. Außerdem versehen eine 
Reihe von „Hilfsstellen für Kriegsgefangene" diejenigen Gefangenen, denen die Ange 
hörigen nichts zukommen lassen können, mit Geschenken aller Art. 
Auf Veranlassung des Internationalen Roten Kreuzes sind die Gefangenenlager in 
den kriegführenden Ländern einer neutralen Besichtigung unterworfen worden, die sich 
aus Unterkunft, Verpflegung, Bekleidung und Beschäftigung bezog. Auch hierbei hat 
sich die Schweiz beteiligt. In Deutschland wurden die Besichtigungen durch eine 
Kommission ausgeübt, die aus dem nordamerikanischen und spanischen Gesandten, aus 
dem Fürsten von Hatzfeld als Leiter und aus Arthur Eugster, dem Vizepräsidenten des 
schweizerischen Nationalrats, gebildet ist. 
Zum Besuch der Kriegsgefangenenlager in Frankreich ist mit Zustimmung der 
französischen Regierung der Schweizer Oberstleutnant Dr. C. v. Marval vom inter 
nationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf entsandt worden, während die Genfer 
Professoren Naville und van Berchem mit der Besichtigung der Gefangenenlager in 
England beauftragt wurden. (Die Berichte, die über die wiederholten Besuche der 
neutralen Kommissionen veröffentlicht worden sind, sollen in einem späteren Kapitel über 
die Zustände in den Gefangenenlagern der verschiedenen Länder besprochen werden.) 
Die Kriegsgefangenenpost 
Immer mehr konnte sich die Agentur in Genf auf die Auskunftserteilung beschränken, 
nachdem die eidgenössische Postverwaltung den gesamten Postverkehr zwischen den Gefangenen 
und ihren Familien in allen Ländern übernommen halte. Diesen ganzen Postdienst be 
sorgt die Schweiz völlig kostenfrei für die Gefangenen und Internierten. Die Paketpost 
besorgt die Sendungen von nicht mehr als fünf Kilo für Gefangene in Deutschland, 
Oesterreich-Ungarn, Frankreich, England, den Niederlanden und Rußland. Die schweize 
rische Post übernahm auch die Vermittlung von Geldanweisungen an Gefangene in 
Deutschland, Oesterreich, Frankreich, Großbritannien, Tunis, Rußland, Serbien, Monte 
negro und Japan. Seit September 1914 bis Ende Juni 1915 wurden vom Büro Bern- 
Transit im ganzen 17,5 Millionen Briefe und Karten und 930000 kleine Pakete nach 
Deutschland und etwa auch 17,5 Millionen Briefe und Karten, sowie 480000 Paketchen 
nach Frankreich weitergeleitet. Das Postbüro Genf-Transit hat vom September 1914 
bis Ende Juni 1915 3,4 Millionen große Pakete für französische Kriegsgefangene in 
Deutschland und 665 000 Pakete für deutsche Kriegsgefangene in Frankreich entgegen 
genommen und weitergesandt. Von der Oberpostkontrolle in Bern wurden vom Sep 
tember 1914 bis zum Juli 1915 an französische Gefangene 1,2 Millionen Postanwei 
sungen im Betrag von 15,5 Millionen Franken, an deutsche Gefangene 212000 Post 
anweisungen im Betrag von 3,8 Millionen Franken umgeschrieben und weiterbefördert.
	        
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